Konsortium will rasch Mehrheit an den Casinos

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Der Wiener Peter Goldscheider und seine tschechischen Partner wollen den Casinos-Aktionären noch im Sommer ein verbindliches Angebot machen. Der Staat ist als Minderheitsaktionär erwünscht, Novomatic eher nicht.

Wien. Zwei Dinge mag Peter Goldscheider nicht über sich in der Zeitung lesen. Er will nicht als „Investor“ bezeichnet werden und seine Firma Epic sei nicht „sein Vehikel“. Er sieht sich als Unternehmer, der etwa in Kroatien eine Hotelkette betreibt. In Österreich will er die Mehrheit an den Casinos Austria kaufen. Sollte die Staatsholding ÖBIB ihren 33-Prozent-Anteil hergeben, nimmt er die Casinos auch ganz. Denn es gibt zwei Dinge, die der Wiener reichlich vorzuweisen hat: Geld und Fantasie.

Das Geld kommt unter anderem von zwei Milliardären aus Tschechien. Jiří ?mejc heißt der eine. Er ist bereits groß im Glücksspielgeschäft. 2012 übernahm er 66,7 Prozent der einst staatlichen griechischen Lottogesellschaft Opap. Karel Komárek ist der andere, ihm gehört die tschechische Lotteriegesellschaft Sazka. Für das Konsortium, an dem Goldscheider und dessen Epic die Mehrheit halten, ist der Erwerb der Casinos nur „ein Teil einer wesentlich größeren industriellen Fantasie“, wie Goldscheider sagt. Sie wollen einen europaweiten Glücksspielkonzern schmieden, haben ihre Fühler auch schon in die Türkei und nach Holland ausgestreckt.

Doch jetzt geht es um die Casinos Austria. Konkret braucht Goldscheider zumindest die Anteile zweier Aktionärsgruppen. Jene der Medial-Beteiligungs-Gesellschaft, die 38,29 Prozent an den Casinos hält. Und den 16,79-Prozent-Anteil der MTB Privatstiftung. Beide wollen verkaufen. Goldscheider hat bereits ein unverbindliches Angebot gelegt. Erst gestern habe er wieder mit Josef Pröll gesprochen, erzählt er. Der frühere Vizekanzler und nunmehrige Manager der Raiffeisen-Tochter Leipnik-Lundenburger ist der Sprecher der Medial-Gruppe. Neben Leipnik-Lundenburger zählen auch das Bankhaus Schelhammer & Schattera, die Donau-Versicherung und die Uniqa zu den Gesellschaftern.

Goldscheider möchte so schnell wie möglich ein verbindliches Offert legen. Aber das sei derzeit leider nicht möglich, erzählt er. Das Casinos-Management lasse ihn nicht in den „Datenraum“. Sprich: Das Unternehmen stelle keine Unterlagen für eine exakte Bewertung zur Verfügung. Er hoffe, dass dieses Problem bei der heute stattfindenden Aufsichtsratssitzung der Casinos aus der Welt geschaffen werde, sagt er. Geht es nach Peter Goldscheider, könnte die Akquisition bereits im Sommer stattfinden.

Novomatic als Störenfried

Aber es geht nicht nur nach ihm. Anfang Juni hat sich der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic kurzerhand acht Prozent an den Lotterien gesichert und die Anteile der B & C-Holding übernommen.

Damit sitzen die Gumpoldskirchner dort, wo alle hinwollen. Die Lotterien sind nämlich der eigentliche Schatz, den es zu heben gilt. Die Casinos-Tochter steuert knapp 90 Prozent des Umsatzes bei. Das „Hauptschlachtfeld“ liege aber immer noch bei den Casinos, meint Goldscheider. Immerhin halten diese 68 Prozent an den Lotterien.

Abgesehen davon, dass jederzeit ein weiterer Interessent auf der Bildfläche erscheinen könnte, zeichnet sich also eine Schlacht zwischen der Staatsholding ÖBIB, Novomatic und dem Konsortium um Goldscheider ab.
Er habe erst gestern die neue ÖBIB-Chefin Martha Oberndorfer getroffen, erzählt Goldscheider und versucht so zu dokumentieren, dass er mit allen eine Gesprächsbasis habe. Er habe großes Interesse daran, dass der Staat weiterhin als Minderheitseigentümer erhalten bleibe, betont er.

Nicht ganz so flexibel ist er gegenüber der Novomatic. Man habe natürlich auch Gespräche mit Novomatic-Eigentümer Johann Graf und Vorstandschef Harald Neumann geführt. Er kenne Graf schon lang, sagt Goldscheider. „Ich glaube nicht, dass Graf daran interessiert ist, irgendetwas zu teilen.“ gh

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2015)

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