Franken-Kredite: „Problem löst sich asymmetrisch“

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„Wechselkursbereinigt“ sinke das Kreditvolumen in Schweizer Franken, freut sich die Finanzmarktaufsicht. In absoluten Zahlen wurde der Schuldenberg zuletzt aber größer.

Wien. Als die Schweizer Nationalbank (SNB) am 15. Jänner den Euro-Mindestkurs aufgab, stürzte der Euro gegenüber dem Franken prompt ab. Für rund 150.000 österreichische Haushalte – all jene, die noch einen Kredit in Schweizer Franken laufen hatten – war das ein Schock. Ihre Schulden wuchsen dadurch schlagartig an.

Sie wird es wenig trösten, was die Finanzmarktaufsicht (FMA) gestern als Erfolgsmeldung präsentierte: dass das Volumen der aushaftenden Fremdwährungskredite an private Haushalte „wechselkursbereinigt“ immer weniger werde. Konkret sei es seit der Verhängung des Neuvergabe-Stopps im Herbst 2008 bis 31. März 2015 um 27,1 Mrd. Euro oder 50,4 Prozent zurückgegangen; im Vergleich zum ersten Quartal 2014 sei es um 4,4 Mrd. Euro oder 14,2 Prozent gesunken. Allein im ersten Quartal 2015 habe es – ebenfalls wechselkursbereinigt – einen Rückgang um 1,6 Mrd. Euro (5,5 Prozent) gegeben.

Nun haben jene, die noch im Franken verschuldet sind, diese Schulden eben gerade nicht in „wechselkursbereinigter“ Form. Und in absoluten Zahlen schaut das Bild völlig anders aus: Durch die Aufgabe der Kursdeckelung im Jänner wuchs der Schuldenberg auf insgesamt 26,7 Mrd. Euro an. Das entspricht laut FMA-Sprecher Klaus Grubelnik einem Anstieg um etwa 20 Prozent.

Deckungslücke gewachsen

Laut Nationalbank hat sich auch die Deckungslücke massiv ausgeweitet: Diese sei von Ende 2014 bis zum Ende des ersten Quartals 2015 von 3,1 auf 6,1 Mrd. Euro gestiegen, sagte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny bei der Bilanzpressekonferenz der OeNB Ende Mai. Diese Lücke ergibt sich daraus, dass Franken-Kredite meist endfällig sind und die Kreditnehmer während der Laufzeit in einen Tilgungsträger (zum Beispiel in einen Investmentfonds) einzahlen. Wenn dieser weniger Ertrag bringt als erwartet und sich zugleich der Wechselkurs ungünstig entwickelt, droht dem Kreditnehmer zum Laufzeitende ein Fiasko.

Das Problem löse sich asymmetrisch, räumt denn auch Grubelnik im Gespräch mit der „Presse“ ein: Die Zahl der betroffenen Haushalte nehme zwar ab, denn viele hätten inzwischen ihren Kredit getilgt oder in Euro konvertiert. „Aber für diejenigen, die noch im Franken verschuldet sind, ist es schlimmer geworden.“ Die „wechselkursbereinigte“ Erhebung diene lediglich dazu festzustellen, „ob die Maßnahmen der FMA zur Begrenzung des Risikos greifen“. Also, ob sie dazu führen, dass Franken-Kredite abgebaut oder konvertiert werden. Dazu müsse man die Kurseffekte herausrechnen.

SNB intervenierte am Markt

Laut den FMA–Zahlen ist der Fremdwährungsanteil an allen aushaftenden Krediten an private Haushalte im ersten Quartal des heurigen Jahres auf 19,3 Prozent gesunken. Er ist damit um 0,9 Prozentpunkte niedriger als ein Jahr davor; auf dem Höhepunkt des Franken-Kredit-Booms lag dieser Anteil gar bei 31,8 Prozent. Auf den Franken entfallen 96,6 Prozent des aushaftenden Fremdwährungskreditvolumens, der Rest beinahe zur Gänze auf japanische Yen.

Völlig offen ist, wie sich die Griechenland-Krise auf den Franken-Kurs auswirken wird. Nach dem Scheitern der Gespräche mit Griechenland habe die SNB interveniert, um den Franken auf dem Devisenmarkt zu schwächen, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Montag beim Swiss International Finance Forum in Bern: „Wir sind stabilisierend auf dem Markt aufgetreten.“ Die SNB werde die Entwicklung weiterhin genau beobachten. Über den Umfang der Interventionen äußerte Jordan sich nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2015)

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