382.000 ohne Job: Arbeitslosigkeit legt um 7,7 Prozent zu

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Die Arbeitslosigkeit erreichte im Juni einen neuen Rekordwert. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen explodiert auf ein Plus von 182 Prozent.

Die Zahl der Jobsuchenden ist auch im Juni weiter gestiegen. 381.898 Personen (inklusive Schulungen) waren auf Jobsuche, ein Zuwachs im Jahresvergleich von 7,7 Prozent. Immer dramatischer wird die Lage für Langzeitarbeitslose, 32.720 Personen waren länger als ein Jahr ohne Arbeit, eine Zunahme von 182 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,9 Prozent auf 8,3.

Schlecht schaut es weiterhin für Ausländer aus - hier stieg die Zahl der Jobsuchenden um 26 Prozent auf 87.613. AMS-Chef Johannes Kopf hatte in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass schlecht ausgebildete, in Österreich lebende Ausländer durch gut ausgebildeten Zuzug teilweise verdrängt werden. Ebenfalls nicht rosig ist die Situation weiterhin auch für Ältere und Menschen mit Behinderung. Bei den über 50-Jährigen stieg die Arbeitslosigkeit um 16 Prozent auf 85.648, bei Menschen mit Behinderung ebenfalls um 16 Prozent auf 11.548. Nach Branchen betrachtet schnitten einmal mehr die Arbeitskräfteüberlassung und der Bau besonders schlecht ab (plus 13 bzw. 14 Prozent).

Weniger Lehrstellensuchende

Positives gibt es vom Lehrstellenmarkt zu vermelden: die Zahl der Suchenden sank um 23 Prozent auf immerhin noch 4.909 Personen. Die Zahl der offenen Stellen blieb mit 2.684 stabil. Bei den Schulungsteilnehmern gab es einen Rückgang von 16 Prozent auf 61.726. Das AMS hat etwas weniger Mittel zur Verfügung als zuvor, das hat sich auch auf die Zahl der Schulungen negativ ausgewirkt und zu Protesten der Mitarbeiter der Weiterbildungseinrichtungen geführt.

Hundstorfer: Arbeitsmarktpolitik stößt an Grenzen

Nach Bundesländern betrachtet schnitt Wien mit einem Plus von 23 Prozent auf 122.007 Arbeitslose am schlechtesten ab, dahinter folgen Oberösterreich mit einer Zunahme von 12 und Niederösterreich mit einem Plus von 11 Prozent. In Wien gab es auch den stärksten Rückgang an Schulungen (minus 24 Prozent)

In absoluten Zahlen stellt sich die Arbeitslosigkeit in Österreich wie folgt dar: Innerhalb eines Jahres hat die Zahl der Suchenden um 27.259 Menschen zugenommen. Alleine im Handel ist die Zahl derer, die keine Arbeit fanden, um 4.757 Personen gestiegen, im Tourismus waren es 3.982. Dem steht ein Zuwachs der gemeldeten offenen Stellen von 878 gegenüber - über alle Branchen hinweg. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hielt heute zu den Zahlen fest: "Die Arbeitsmarktpolitik stößt an ihre Grenzen." Da sei eine "gesamtwirtschaftliche Unterstützung notwendig".

Zwar hatten sich Hundstorfer und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) Anfang Juni angesichts der stetig steigenden Arbeitslosenzahlen und des Rückfalls Österreichs im internationalen Vergleich auf einen Arbeitsmarktgipfel verständigt. Ein Termin dafür ist bis dato nicht bekannt.

Im EU-Vergleich ist Österreich bei der Arbeitslosenrate ebenfalls weiter zurückgefallen. Im Mai belegte Österreich nur mehr den sechsten Platz in der EU mit 6,0 Prozent (nach EU-Kriterien). Im April lag die Alpenrepublik noch auf Rang fünf mit 5,8 Prozent. In der Eurozone blieb die Arbeitslosenquote im Mai unverändert gegenüber April bei 11,1 Prozent.

AK fordert "Nach Worten Taten"

Für die Arbeiterkammer (AK) läuten alle Alarmglocken. "Den Worten müssen nun Taten folgen. Die Regierung muss die Ärmel hochkrempeln und Beschäftigungsinitiativen dringend anpacken", so AK-Präsident Rudi Kaske. Er verlangt "Investitionen in soziale Dienstleistungen, Wohnbau und Infrastruktur, neue Formen der Arbeitszeitverkürzung und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen". Unterstützung bekommt er vom Pensionistenverband. "Diese Negativ-Spirale muss gestoppt werden. Dafür muss aber die Wirtschaft endlich ihrer Pflicht nachkommen. Dafür brauchen wir das Bonus-Malus-System", so Generalsekretär Andreas Wohlmuth.

Davon hält wiederum die Industriellenvereinigung (IV) nichts. "Das österreichische Arbeitszeitrecht ist unübersichtlich und sehr restriktiv. Die Rahmenbedingungen entsprechen vielfach nicht den Notwendigkeiten einer modernen, global vernetzten Arbeitswelt", so Generalsekretär Christoph Neumayer. Ein "wesentlicher Hebel" sei auch die Senkung des Beitrags zum Familienlastenausgleichsfonds.

(APA)

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