Telekom-Chefwechsel ist ein Fall für die Finanzmarktaufsicht

PK TELEKOM AUSTRIA: AMETSREITER/MAYRHOFER
PK TELEKOM AUSTRIA: AMETSREITER/MAYRHOFERAPA/HANS KLAUS TECHT
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"Presse"-exklusiv. Hannes Ametsreiters Abschied wurde am 15. Juni offiziell mitgeteilt. Die FMA untersucht nun, ob das rechtzeitig war.

Der vorzeitige Abschied von Hannes Ametsreiter als Chef der börsenotierten Telekom Austria hat ein Nachspiel. Und zwar nicht nur ein personelles. Vielmehr hat die entsprechende Verlautbarung des Konzerns am 15. Juni dieses Jahres die Finanzmarktaufsicht (FMA) auf den Plan gerufen. Sie untersucht, ob die Ankündigung von Ametsreiters Abgang rechtzeitig erfolgt ist. Das bestätigte FMA-Sprecher Klaus Grubelnik der "Presse".

Zu diesem Zweck wurde die Telekom Austria bereits ersucht mitzuteilen, ab wann genau es im Konzern bekannt gewesen ist, dass Hannes Ametsreiter die Telekom Austria verlassen und zu Vodafone Deutschland wechseln wird. Wie berichtet, verlässt Ametsreiter die Telekom am 31. Juli. Ab 1. Oktober wird er Chef von Vodafone Deutschland.

Grundsätzlich geht es bei den FMA-Untersuchungen um die so genannte Ad-hoc-Pflicht. Laut Börsegesetz müssen börsenotierte Unternehmen Ereignisse, die den Aktienkurs beeinflussen können, unverzüglich der Öffentlichkeit mitteilen. Dies deshalb, damit alle Marktteilnehmer mit den gleichen Informationen versorgt werden. Es geht also darum, Insider-Informationen zu vermeiden – und sämtlichen Investoren die Möglichkeit zu geben, auf eine neue Meldung zu reagieren.

Wie berichtet, hatte die Telekom Austria am Montag, den 15. Juni, mittels einer so genannten Ad-hoc-Meldung mitgeteilt, dass Ametsreiter den Chefsessel verlassen wird. Diese Ad-hoc-Meldung wurde an jenem Montag kurz vor zwölf Uhr mittags veröffentlicht. „Der Aufsichtsrat und Dr. Ametsreiter haben sich heute darauf verständigt, dass Dr. Ametsreiter seine Mandate als Vorstandsvorsitzender der Telekom Austria AG sowie als Vorstandsvorsitzender der A1 Telekom Austria AG per 31. Juli 2015 niederlegt“, hieß es in der Meldung wörtlich.

Späte Ad-hoc-Meldung

Der Ad-hoc-Pflicht wurde also genüge getan. Aber ob sie rechtzeitig wahrgenommen wurde, ist nun Gegenstand der FMA-Untersuchungen. Denn: Medien (auch "Die Presse") hatten vor der Ad-hoc-Meldung vom bevorstehenden Abschied Ametsreiters erfahren und entsprechende Meldungen bereits lange vor der Ad-hoc-Meldung der Telekom Austria auf ihren Homepages veröffentlicht. Heißt: Im Konzern wussten einige bereits von der bevorstehenden Vertragsauflösung des Telekom-Chefs – und hatten dies Journalisten mitgeteilt.

Kunststück: Ein Job wie jener bei Vodafone Deutschland ergibt sich nicht von heute auf morgen – es ist sehr schwierig, solche Verhandlungen geheim zu halten. Die Frage ist nun die: Ab wann hätte die Telekom Austria Meldung machen müssen? Als Ametsreiter mit Vodafone Deutschland verhandelte? Nein. Denn solche Gespräche dürfen natürlich vertraulich geführt werden. Aber sobald die Gremien in der Telekom Austria mit dem Thema befasst waren, es also definitiv war, hätte die Öffentlichkeit informiert werden müssen.

Ob das auch tatsächlich geschehen ist, möchte die FMA nun eruieren. Bekannt ist, dass Ametsreiter am Wochenende vor besagtem Montag mit der Aufsichtsratsspitze des Konzerns über die Modalitäten seines Abschieds verhandelt hatte. Aber: In einem Radio-Interview sagte Ametsreiter vor zwei Tagen, dass ihm eine Vertragsverlängerung angeboten wurde – über die er noch nachgedacht hätte. Die Vertragsauflösung sei erst am Montag fix gewesen. Von der Telekom gab es keinen Kommentar.

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