Urlaub: Sommersaison legt einen starken Start hin

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mai und Juni waren mit 17 Millionen Nächtigungen Rekordmonate. Der Sommer verspricht gut zu werden. Dennoch läuft es nicht in allen österreichischen Sommer-Destinationen wie geschmiert. So stecken etwa Kärnten und die Thermenregion in der Oststeiermark in der Krise.

Wien. Wenn die Vorsaison als Richtungsweiser für den Sommer gelten kann, dann dürfen die österreichischen Touristiker frohlocken: In den Monaten Mai und Juni wurde mit über 17 Millionen Nächtigungen ein neuer Rekord erzielt – ein Plus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und das, obwohl mit den russischen Gästen eine kaufkräftige Kundenschicht nach wie vor mit 30 Prozent (minus 51.000 Nächtigungen allein in den Monaten Mai, Juni) stark rückläufig ist.

Wettgemacht wurde dieses Minus durch Zuwächse aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, den USA (+10,2 Prozent) und der Schweiz (+3,8 Prozent). Die Zuwächse aus den letzten beiden Ländern erklären sich vor allem mit dem starken Dollar und Franken, was den Urlaub in EU-Ländern günstig macht. Während die Zahl der ausländischen Nächtigungen in der Sommer-Vorsaison um 3,7 Prozent gestiegen ist, waren die inländischen mit 0,7 Prozent leicht rückläufig. Aufgrund des hochsommerlichen Wetters, das zu spontanen Kurzurlauben in der Heimat anspornt, dürfte der Juli aber ausgesprochen gut laufen.

Urlaub in Kärnten passé

Die Sommer-Hauptsaison (Juli bis September) – lange Zeit der kränkelnde Patient des österreichischen Tourismus – befindet sich schon seit geraumer Zeit im Aufwind. Seit 2005 steigen die Nächtigungen. Derzeit liegen Sommer- und Wintertourismus etwa gleichauf – was die Nächtigungen betrifft, nicht aber bei der Wertschöpfung. Da hat der Winter – Skiurlaub ist teurer als Wander- oder Badeurlaub am See – die Nase vorn. Auch wenn die heimische Sommersaison wieder an Bedeutung gewinnt – längst nicht alle Regionen können davon profitieren: „Kärnten kämpft seit Jahren mit einer rückläufigen Entwicklung. Das liegt nicht nur an der Hotelinfrastruktur, sondern am gesamten Angebot. Da wurde die Entwicklung zum modernen Tourismus schlichtweg verschlafen“, sagt Tourismusexperte Oliver Fritz vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Auch die Oststeiermark und das Burgenland, die in den 90er-Jahren als Thermenregionen ihre Blütezeit erlebten, kämpfen wegen der starken Konkurrenz im In- und Ausland mit der Stagnation.

Andererseits haben sich ehemals schwache Regionen wie die westliche Obersteiermark mit geschicktem Marketing eine Marktnische geschaffen: „Dort hat man die osteuropäischen Touristen als Zielgruppe erkannt. Vor allem die Ungarn sind dort eine sehr starke Gästegruppe“, sagt Fritz.

Bei den Marktanteilen in Europa verliert Österreich übrigens an Boden. Seit 2010 hat der heimische Tourismus jährlich im Schnitt 2,3 Prozent Marktanteile verloren. Das liegt vor allem an aufstrebenden europäischen Destinationen wie Island (plus 18 Prozent pro Jahr) und dem Baltikum. Rückläufig sind auch osteuropäische Länder wie Tschechien oder Ungarn, das seit 2010 jährlich 5,4 Prozent an Marktanteilen eingebüßt hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2015)

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