Ex-Casinos-Austria-Chef Leo Wallner gestorben

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Der Ex-Casinos-Austria-Chef und Olympia-Funktionär starb nach langer Krankheit am Mittwoch in Wien 79-jährig.

Gut vier Jahrzehnte prägte Leo Wallner als Generaldirektor der Casinos Austria das österreichische Glücksspielgeschäft, als Chef des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) sowie als IOC-Mitglied hinterließ er auch in der Sportwelt nachhaltige Spuren. Der 79-Jährige starb am Mittwoch nach langer Krankheit in Wien - just während der Erzrivale Novomatic bei den Casinos einsteigt.

Ursprünglich wollte der am 4. November 1935 in Amstetten (Niederösterreich) geborene Wallner Priester werden. Das änderte sich spätestens mit dem Studium an der Wiener Hochschule für Welthandel, das er 1961 mit dem Doktorat abschloss. Danach arbeitete Wallner am Institut für angewandte Sozial- und Wirtschaftsforschung, von 1964 bis 1967 beriet er Kanzler Josef Klaus (ÖVP) in Wirtschaftsfragen. Dieser war es auch, der den damals erst 31-Jährigen beauftragte, die Casinos auf neue - seriöse - Beine zu stellen.

Knapp vier Jahrzehnte Casinos-Chef

Im Februar 1968 wurde Wallner schließlich Generaldirektor der Casinos Austria AG, im März 1977 Verwaltungsratspräsident der Casinos Austria (International) AG. Neun Jahre später, 1986, übernahm er auch den Chefsessel der Österreichischen Lotterien. Aus einer halbweltlichen "Spielhölle" wurde unter Wallners Führung, der für seine Kontakte und sein Netzwerkgeschick bekannt war, ein international tätiger Konzern mit exzellentem Ruf. Auch das Angebot der Casinos und der Lotterien erweiterte sich stetig - so etablierte er etwa Lotto "6 aus 45".

Erst nach knapp vier Jahrzehnten zog sich Wallner als Casinos-General zurück und übergab 2007 an seinen Wunschkandidaten Karl Stoss. Dieser folgte ihm auch als Lotterien-Chef. Spiel und Sport waren für Wallner im Laufe seiner Karriere immer eng verknüpft: 1990 trat er als Nachfolger von Kurt Heller die ÖOC-Präsidentschaft an, die er knapp zwei Jahrzehnte innehatte. Wallner war damit der längst dienende ÖOC-Präsident. Gleichzeitig vertrat er Österreich - bis er diesen Posten aus Altersgründen 2014 aufgab - auch im Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Wallner hätte seinen OÖC-Rekord auch durchaus weiter ausbauen können, nach finanziellen Ungereimtheiten im ÖOC kündigte er 2009 allerdings seinen Rücktritt an.

Begnadeter Netzwerker

Gerade in den letzten Jahren erhielt das Image der "Grauen Eminenz" des österreichischen Glücksspiels weitere Kratzer: Das Verfahren um Verdacht wegen Untreue beim gescheiterten Versuch, die Olympischen Spiele nach Salzburg zu holen, wurde zwar eingestellt. Allerdings war Wallner auch in einen Fall von illegaler Parteienfinanzierung des BZÖ verwickelt - im Gerichtsprozess hielt der Senatsvorsitzende fest, dass von der Untreue Wallners auszugehen sei. Allerdings war Wallner zu diesem Zeitpunkt aufgrund seiner Krankheit nicht mehr vernehmungsfähig. Seine Verantwortung werde nicht mehr zu klären sein, konstatierte der Vorsitzende im Frühjahr 2015.

Der umtriebige Manager galt als begnadeter Netzwerker und Meister der Diplomatie, der stets die Contenance bewahrte - unabdingbare Eigenschaften in der höchst sensiblen Glücksspielbranche, die nicht nur in Österreich eng verzahnt mit Politik und Sport ist. Die Casinos Austria zählen zu den größten Steuerzahlern des Landes. Dass erst der Europäische Gerichtshof (EuGH) im September 2010 das heimische Glücksspielmonopol zu Fall zu bringen vermochte, war nicht zuletzt Wallners Verdienst. Die - zu diesem Zeitpunkt noch undenkbare - Übernahme des größten Aktienanteils der Casinos Austria durch den Erzrivalen Novomatic muss Wallner nun nicht mehr miterleben. Wallner hat seinen Mini-Anteil an den Casinos (0,41 Prozent) dem Investor Peter Goldscheider angeboten, der, gemeinsam mit zwei tschechischen Milliardären, ebenfalls auf die Übernahme des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns gespitzt hatte.

Stoss: "Visionär und Vorreiter"

Neben seiner Tätigkeit hatte der Niederösterreicher Wallner zudem zahlreiche Aufsichtsratsfunktionen inne. Wallner wurde mehrfach ausgezeichnet - unter anderem erhielt er 1992 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und war seit 2006 Ehrensenator der Wirtschaftsuniversität Wien. In seiner knappen Freizeit widmete sich der als durchaus energisch bekannte Wallner gerne dem Lesen, dem Theater und dem Sport. Ins Casino ging der Niederösterreicher privat nicht. Der Manager war 21 Jahre lang mit der Kammersängerin Elisabeth Wallner-Kales verheiratet, die 2005 an Krebs verstarb. Der Ehe entstammt ein Sohn. Insgesamt hinterlässt Wallner drei Kinder.

Für Karl Stoss, seinen Nachfolger als Casinos-Austria-Konzernchef, galt Wallner als "Visionär und Vorreiter". "Nicht nur unsere Unternehmensgruppe, sondern ganz Österreich verliert mit Leo Wallner eine beeindruckende und prägende Persönlichkeit", teilte Stoss mit. Er erinnerte in seiner Funktion als Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) auch an die sportlichen Verdienste Wallners, der bis 2009 selbst an der Spitze des ÖOC gestanden hatte

(APA)

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