Leo Wallner: Er machte das Zocken salonfähig

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Leo Wallner stand fast 40 Jahre an der Spitze der Casinos Austria: Er hat den schlecht beleumdeten Betrieb zu einem international anerkannten Konzern gemacht.

Wien. Erst vor wenigen Tagen hat Leo Wallner noch einmal – lange, nachdem er sich vom aktiven Wirtschaftsleben zurückgezogen hatte – für Schlagzeilen gesorgt: Er hat die letzten Aktien, die er an den Casinos Austria hielt, an Investor Peter Goldscheider verkauft und diesem so die Chance verschafft, im Poker um den heimischen Glücksspielkonzern mitzubieten.

Wallner – dieser Name war viele Jahre Synonym für die Casinos Austria: Mit fast 40 Jahren an der Spitze war er der längst dienende Generaldirektor Österreichs. Im Chefsessel ist Wallner, der als Mann der leisen Worte, der feinen Klinge galt, freilich selten ruhig gesessen. Mit großem Einsatz hat er das Unternehmen zu einer Branchengröße ausgebaut. Und er schaffte etwas, was ihm anfangs niemand zutraute: Der studierte Betriebswirt, der von 1964 bis 1988 wirtschaftspolitischer Berater des damaligen Bundeskanzler Josef Klaus (ÖVP) war, machte das schlecht beleumdete Glücksspiel salonfähig.

Klaus war es auch, der Wallner die Casinos Austria „umhängte“. Der Job wurde für den in Amstetten geborenen Sohn einer Holzhändlerfamilie zur Lebensaufgabe. Er trieb die Sponsoring-Aktivitäten auch für den heimischen Nachwuchssport voran, er „erfand“ das Lotto „6 aus 45“.

Dass die vielen Erfolge möglicherweise den Blick für Fehlentwicklungen und neue Trends trübten, bestätigte sich spätestens 2012 im Korruptions-U-Ausschuss, als Wallner zu Geldflüssen an Parteien aussagen sollte. Da war aber seine Gesundheit schon zu sehr angegriffen.

Wallners Bilderbuchkarriere endete anders, als er sich das vorgestellt hatte: Als die Regierung im Juni 2006 – vergeblich – versuchte, das Glücksspiel-Monopol zu brechen, wurde Wallner klar, dass es nur mehr eine Sache der Zeit sein würde, bis die Casinos ihre Alleinstellung verlieren würden. Wenige Monate später machte Wallner Karl Stoss Platz, der zumindest offiziell als Wunschnachfolger bezeichnet wurde. Zwei Jahre später trat Wallner infolge der Ungereimtheiten bei der Olympiabewerbung 2014 auch als Präsident des ÖOC ab.

Der passionierte Tennisspieler, der in seiner Jugend auch als Schwimmer und Wasserballer gute Figur machte, starb Dienstagnacht in Wien. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2015)

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