Es gebe keinen Pilotenmangel, sagt das AUA-Management. Aber 80 von 950 sitzen derzeit in Schulungen, weil die alten Fokker-Flugzeuge durch Embraer-Jets ersetzt werden.
Bei der AUA müssen seit Tagen wieder Passagiere auf andere Airlines umgebucht werden, weil wegen Personalengpässen Flüge ausfallen. Der AUA-Vorstand hat heute in Abrede gestellt, dass die Airline zu wenig Piloten hat. Dass fast ein Zehntel der Piloten mitten in der Hochsaison in mehrmonatigen Schulungen sitzt, wird nicht als Planungsfehler gesehen. Bestätigt wird, dass "Druck im System" ist.
Dass vor allem die vorgezogene Umflottung, die zahlreiche Piloten-Schulungen ausgelöst hat, aber solche Folgen haben würde, wurde unterschätzt, räumte das Management der Austrian Airlines am Donnerstag ein. Die alten Fokker-Flugzeuge werden durch Embraer-Jets ersetzt. Deshalb müssen Dutzende Piloten auf andere Maschinen geschult werden, sie fallen für den normalen Flugbetrieb somit aus.
Seit ein paar Wochen hat die AUA schon eine Miet-Maschine samt dazugeleaster Crew von "Estonian Air" im Einsatz, eine weitere geleaste Ersatzmaschine mit Crew wird jetzt am Wochenende kommen, sagte AUA-Finanzvorstand Heinz Lachinger in einer Telefonkonferenz am Donnerstag.
Mehrere Faktoren setzen AUA unter Druck
80 AUA-Piloten sind derzeit auf Schulung und in Ausbildung, berichtete die Airline heute - von insgesamt 950. Das ist viel mehr als sonst. "Wir haben nicht zu wenig Piloten", sagte Lachinger. Vielmehr seien heuer 60 Piloten aufgenommen worden, die in den nächsten Wochen und Monaten zum Einsatz kommen, die ersten nach Absolvierung ihrer Schulungen im August. "Wir sehen auch keine überproportional hohen Krankenstände."
Lachinger machte in der Telefonkonferenz die angespannte Lage im Flugbetrieb an mehreren Faktoren fest, wobei jede für sich ausreichend komplex sei, um die Gesamtorganisation unter Druck zu setzen: Der frühere Austausch der Fokker-Flotte, ein ambitioniertes Flugprogramm, die Zusammenlegung der Flugbetriebe (samt Flugleitung und Crewplanung) und deren Einspeisung in die Systeme, der Betrieb von vier Flügen für die Schwester Swiss, "und wir haben Hochsaison."
Der Betriebsrat hat der AUA-Führung mehrfach vorgehalten, dass diese Engpässe für den heurigen Sommer vorhersehbar waren. Dass die hohe Zahl an Umschulungen Druck ins System bringen werde, habe man erwartet, sagte Lachinger. "Dass es derartige Auswirkungen hat, hatten wir in dieser Form nicht erwartet."
Täglich zwei bis drei Flüge
Man sei jetzt kurzfristig um Schadensminimierung bemüht. Die Lage sei derzeit stabilisiert, meint der Vorstand. Überraschende "Kurzfristausfälle" gebe es derzeit insofern nicht, sagt die AUA, als man zwei, drei Tage im voraus umplane, die Passagiere anrufe oder anschreibe und umbuche. Pro Tag würden jetzt im Schnitt zwei bis drei Flüge aus dem System genommen. Im Zweifel auf Strecken, die mehrmals täglich angeflogen werden. Zudem sollen die Schulungen "entzerrt" werden.
Dass bei der AUA im ersten Halbjahr 2015 im Jahresvergleich die Mitarbeiterzahl um rund 300 auf rund 6000 zurückgegangen ist, lag nach Unternehmensangaben an der Zusammenlegung der Administration/Technik von Tyrolean zur AUA und an weiteren Auslagerungen
(APA)