Rasinger: Druck der Meinl-Bank für Behörden zu groß

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Julius Meinl und seine Berater haben seit langer Zeit mit den Behörden Katz und Maus gespielt, sagte der Anlegervertreter. Viele empfinden nach dem Einschreiten der FMA nun Schadenfreude.

Die Abberufung der Meinl-Bank-Chefs durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) nach acht Verfahrensjahren ist für "viele eine gewisse Genugtuung", sagte Anlegerschützer Wilhelm Rasinger am Donnerstag zur APA. "Manche empfinden auch Schadenfreude." Julius Meinl und Co. spielten seit langer Zeit Katz und Maus mit den Behörden, die nicht mit Nachdruck vermochten, ein Gegengewicht aufzubauen.

Meinl versuche seit Jahren, mit hochkarätigen Beratern und teuren PR-Agenturen die Behörden in die Defensive zu bringen. "Eigentlich haben sie nur den Beweis erbracht, dass die Behörden diesem Druck nicht gewachsen waren und nicht in der Lage waren, diese ungleiche Auseinandersetzung in angemessener Zeit zu beenden", so Rasinger. Das hänge auch damit zusammen, dass die Beamten und Justizmitarbeiter von ihren Vorgesetzten und politisch Verantwortlichen nicht entsprechend unterstützt würden.

Vergleiche "nicht sozial"

Meinl verfolge die Strategie, sich in der Öffentlichkeit als Opfer von Behörden hochzustilisieren. Aber "letztendlich hat er den Skandal verursacht", sagte Rasinger. Die Affäre um die ehemalige Meinl Eurpoean Land (MEL, jetzt Atrium), mit der tausende Kleinanleger Geld verloren haben, sei der "größte österreichische Anlegerskandal".

Der Anlegerschützer hofft, dass die zahlreichen Zivilverfahren sowie das Strafverfahren gegen Julius Meinl und Bankorgane bald zu einem Ende kommen. Die sogenannten sozialen Vergleiche, die die Meinl Bank geschädigten MEL-Anlegern anbietet, sind für Rasinger so sozial nicht. "Viele sind durch den Druck nach vielen Jahren resignativ. Sie finden, dass sie schäbigen Vergleichen aus einer Defensivposition zugestimmt haben und nicht, dass Meinl so großzügig ist."

FMA unterstellt "finanziellen Blindflug"

Die Abberufung der Meinl-Bank-Chefs aufgrund grober Verfehlungen bei der Führung des Geldhauses habe sich die sehr vorsichtig, fast pedantisch arbeitende FMA "sicher fünfmal überlegt", meint Rasinger.

Die FMA unterstellt den Vorständen der Meinl Bank, Peter Weinzierl und Günter Weiß, in ihrem mehr als 160 Seiten dicken Bescheid unter anderem ein "ungeeignetes Persönlichkeitsbild" und einen "bilanziellen Blindflug". Im Sommer vor einem Jahr habe sich zum Beispiel herausgestellt, dass die Bank seit fast sechs Monaten ihr Eigenmittelerfordernis unterschreite. In dem FMA-Schreiben ist sogar von einer "existenzbedrohenden Gefahrensituation" die Rede. Die Meinl Bank hat nun drei Monate Zeit, neue Geschäftsleiter zu finden.

(APA)

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