Palfinger: Sorge um Nachwuchs

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Herbert Ortner, Chef des Kranherstellers Palfinger, sieht den Forschungsstandort gefährdet.

Wien. Herbert Ortner, Chef des Kranherstellers Palfinger, könnte angesichts eines operativen Gewinnzuwachses im Halbjahr um 30 Prozent auf 53,7 Mio. Euro zufrieden sein. Er macht sich aber Sorgen um den Nachwuchs: „Da schrillen bei mir alle Alarmglocken“, sagte Ortner am Donnerstag und verwies auf verschiedene Bildungsstudien, in denen Österreich schlechter als früher abschneiden würde. Das gefährde den Forschungsstandort, meint Ortner.

Der Chef des Weltmarktführers bei Ladekränen untermauerte seine Kritik an der Bildungspolitik mit Zahlen: An der TU Wien studierten im Wintersemester 2013/14 nur 2022 Studenten Maschinenbau, aber mehr als doppelt so viele Architektur.

Wenig begeistert zeigt sich Ortner auch über die Rituale bei den Kollektivvertragsverhandlungen. Diese seien eine „unglaubliche Ressourcenvergeudung“, weil sich die Sozialpartner ohnedies in der Mitte treffen. Vielmehr sollte über Weiterbildung und flexiblere Arbeitszeiten geredet werden.

Trotz des Rekordergebnisses zum Halbjahr bleibt Ortner bei seiner Prognose eines Umsatzzuwachses von zehn Prozent.

Kein Problem in Russland

Im Unterschied zu anderen Unternehmen ist er sehr zufrieden mit dem russischen Markt. Hier habe sich voll ausgezahlt, dass Palfinger in allen Märkten vor Ort produziert. Daher sei das Unternehmen nicht von den Wirtschaftssanktionen gegen Russland betroffen – ganz im Gegenteil, man profitiere sogar davon. Große Hoffnungen setzt Ortner in das Joint Venture mit dem russischen Lkw-Konzern Kamaz, der auf dem Heimatmarkt klar die Nummer eins ist.

Als zentralen Markt der Zukunft sehen die Salzburger China. Die anziehenden Lohnkosten würden dazu führen, dass Handarbeit verstärkt durch Maschinen ersetzt würde. Auch der Iran sei ein Hoffnungsmarkt. Aber mit großen Zukäufen ist vorerst Schluss. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre habe Palfinger 30 Zukäufe und Joint Ventures abgewickelt.

Da die Zahlen noch über den optimistischen Erwartungen der Analysten lagen, legte die Aktie deutlich zu. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2015)

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