Billiger Sprit verschafft der AUA viel Luft

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Trotz Einbußen in Krisengebieten geht die Fluglinie von einer signifikanten Ertragssteigerung im Gesamtjahr aus. Ein Pilotenmangel wird in Abrede gestellt, das Management räumt aber eine zu optimistische Planung ein.

Frankfurt/Wien. Trotz der Flugausfälle wegen Personalengpässen und des Passagierrückgangs um bis zu 50 Prozent in den Krisengebieten Ukraine, Russland und Nahost hat die AUA im zweiten Quartal ihr operatives Ergebnis deutlich von 13 auf 36 Mio. Euro verbessert. Wegen des hohen Verlusts im traditionell schwachen ersten Quartal gab es auch im Halbjahr einen Verlust von 17 (nach 41) Mio. Euro.

Finanzvorstand Heinz Lachinger, der die AUA interimistisch bis zum Antritt des neuen Chefs, Kay Kratky, am 1. August leitet, führt das mit Abstand beste Quartalsergebnis seit vielen Jahren auf die Restrukturierungsanstrengungen zurück. Der Flugbetrieb wurde mit jenem der Regionaltochter Tyrolean fusioniert, nach vielen Streitereien wurde für das gesamte Bordpersonal ein neuer kostengünstiger Kollektivvertrag fixiert. Den größten Beitrag lieferte jedoch der niedrige Ölpreis, der sich in einer deutlich geringeren Tankrechnung niederschlägt. Allerdings, so Lachinger, seien die Einsparungen zu zwei Dritteln durch höhere Wartungskosten, den starken Dollar und die Absicherung des Ölpreises aufgefressen worden. Wenn der Ölpreis fällt, verursacht das Hedging Verluste.

Wie hoch diese waren, wollte Lachinger ebenso wenig sagen, wie er die Zahl der Flugausfälle beziffern wollte. Seit Jahresbeginn kämpft die AUA mit Flugstreichungen auf der Mittelstrecke, zuletzt waren es rund 15 pro Tag. Den Vorwurf gravierender Planungsfehler weist Lachinger zurück, er räumt aber ein, dass man sehr optimistisch an die Sache herangegangen sei. „Wir haben keinen Pilotenmangel“, sagte Lachinger. Man habe sogar 60 neue aufgenommen. Aber 80 Piloten seien infolge der Flottenerneuerung in Schulungen, und vier Maschinen würden für die Schwester Swiss geflogen. Dazu käme die Zusammenlegung des Flugbetriebs – „und wir haben Hochsaison“. Man versuche nun, Passagiere schon zwei bis drei Tage im Vorhinein zu informieren und sie umzubuchen, sagte Lachinger. Außerdem habe man von Estonian zwei Flugzeuge angemietet.

Iran als Hoffnungsmarkt

Was das Gesamtjahr betrifft, geht der Finanzvorstand von einer „signifikanten Ergebnisverbesserung“ aus. Im Vorjahr gab es einen Betriebsgewinn von zehn Mio. Euro. Aufgrund der guten Buchungslage sollte die AUA schon nach sieben Monaten die Gewinnschwelle erreichen. Außerdem setzt Lachinger auf die neuen Strecken Miami, Mauritius und Colombo, die möglicherweise bald durch weitere Ziele im Iran ergänzt werden. Die AUA, die derzeit nur Teheran anfliegt, will nach dem Atomabkommen und dem Ende der Sanktionen zu den Ersten gehören, die in dem Land aktiv werden.

Auch die AUA-Mutter, Lufthansa, profitierte im zweiten Quartal von den niedrigeren Tankkosten. Das Betriebsergebnis stieg um mehr als die Hälfte auf 635 Mio. Euro. Da die Konkurrenz hart und das Preisniveau niedrig bleibt, hält Konzernchef Carsten Spohr aber an seiner Prognose eines Betriebsgewinns von mehr als 1,5 Mrd. Euro fest. Vorerst sind keine weiteren Streiks der Lufthansa-Piloten geplant, da ein Kompromissvorschlag auf dem Tisch liegt. Im Vorjahr kostete der Arbeitskampf die Lufthansa nicht weniger als 1,2 Mrd. Euro. (eid)

Auf einen Blick

Die AUA hat im zweiten Quartal dank des deutlich niedrigeren Ölpreises und der Restrukturierung das Betriebsergebnis von 13 auf 36 Mio. Euro gesteigert. Im Gesamtjahr soll sich das Betriebsergebnis aufgrund der guten Buchungslage signifikant erhöhen.

Auch die AUA-Mutter, Lufthansa, profitierte vom geringen Ölpreis – der Betriebsgewinn stieg um mehr als die Hälfte auf 635 Mio. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2015)

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