Plus 7,2 Prozent: Arbeitslosigkeit legt weiter zu

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ARCHIVBILD: THEMENBILD / ARBEITSLOSIGKEIT / ARBEITSMARKT / STELLENMARKTAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die Arbeitslosenquote kletterte im Juli um 0,7 Punkte auf 8,1 Prozent. Österreich hat seinen Wachstumsvorsprung in Europa verloren, sagt das Wifo.

Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist auch im Juli weiter gestiegen: 376.522 Menschen waren ohne Job, ein Zuwachs im Vorjahresvergleich um 7,2 Prozent. Davon machten 56.642 Personen eine Schulung beim AMS, um 12,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen (ohne Schulungsteilnehmer) stieg um 11,7 Prozent auf 319.880 Personen.

Die Arbeitslosenquote (nach nationaler Definition) kletterte um 0,7 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent. Besonders stark betroffen von der Zunahme waren das Gesundheits- und Sozialwesen mit 12,2 Prozent, die Baubranche mit 11,5 Prozent und der Bereich Leiharbeit, der um 10,0 Prozent zulegte, teilten das Arbeitsmarktservice (AMS) und das Sozialministerium am Montag mit.

Kein Wachstumsvorsprung mehr

Die weiter steigende Arbeitslosigkeit lässt Österreich im EU-Vergleich zurückfallen. Österreich hatte in den letzten zwei Jahrzehnten häufig mehr Wirtschaftswachstum als viele andere EU-Länder, "dieser Wachstumsvorsprung ist derzeit nicht vorhanden", erklärt der Arbeitsmarktexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Helmut Mahringer, im "Ö1-Mittagsjournal".

Aufgrund von Pensionsreform und Migration steige die Zahl der Jobsuchenden stärker als die Zahl der offenen Stellen, damit sei es schwieriger, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren, so der Experte. Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit sollten die Lohnnebenkosten gesenkt werden, damit Unternehmen mehr neue Mitarbeiter anstellen. Die Eingliederungsbeihilfe für Arbeitslose haben positive Ergebnisse gezeigt. Darüber hinaus wäre auch die Realisierung des Bonus-Malus-Systems wünschenswert, um eine stärkere Teilnahme von Älteren am Arbeitsleben zu erreichen, fordert Mahringer. Weiters sollten Ältere auch stärker in Weiterbildungsmaßnahmen einbezogen werden und Aktivitäten im betrieblichen Gesundheitsschutz müssten gesetzt werden.

Hälfte der Arbeitslosen mit Pflichtschulniveau

Als Gründe für die auch im Sommer weiter steigende Arbeitslosigkeit nennt SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer das anhaltend schwache Wirtschaftswachstum in Kombination mit wachsendem Arbeitskräfteangebot. "Die Konjunktur bleibt nach wie vor zu schwach, um allen rund 60.000 Arbeitskräften, die gegenwärtig auf dem österreichischen Arbeitsmarkt zusätzlich auftreten, einen Arbeitsplatz zu bieten."

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist leicht gestiegen: Ende Juli war die Zahl der gemeldeten offenen Stellen mit 31.119 um 4385 bzw. 16,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Allerdings werden insbesondere Arbeitskräfte mit mittlerem und höherem qualifikatorischen Anforderungsprofil gesucht. Das Ausbildungsniveau von rund 45 Prozent der Arbeitssuchenden geht aber nicht über ein Pflichtschulniveau hinaus, gibt das Sozialministerium zu bedenken.

Ältere mehr betroffen

Vor allem bei Älteren ab 50 Jahren (plus 15,4 Prozent) und gesundheitlich beeinträchtigten Personen (plus 16,1 Prozent) stieg die Zahl der Arbeitslosen überdurchschnittlich. Bei Ausländern wurde ein Zuwachs der Arbeitslosen um 21,5 Prozent gemeldet. Vor allem für Schutzbedürftige aus Krisenregionen ist die kurzfristige Integration am Arbeitsmarkt schwierig, erläuterte der Minister. Die Jugendarbeitslosigkeit (15 bis 24 Jahre) nahm um 3,1 Prozent unterdurchschnittlich zu.

Im Bundesländervergleich zeigte sich ein deutliches Ost-West-Gefälle: Die höchste Zuwachsrate der Arbeitslosen gab es in Wien mit 18,9 Prozent gefolgt von Oberösterreich und Niederösterreich, die geringsten Anstiege in Vorarlberg und in Tirol. Die meisten vorgemerkten Arbeitslosen fanden sich in der Bundeshauptstadt (119.060 Arbeitslose), denen nur 4.763 beim AMS gemeldete offene Stellen gegenüberstanden. Die meisten offenen Stellen wurden in Oberösterreich gemeldet: 7.657 Jobs standen dort 37.925 Arbeitslosen gegenüber.

Arbeitslosigkeit dauert immer länger

Wer einmal arbeitslos geworden ist, braucht immer länger für die Jobsuche: Im Schnitt sind Arbeitslose in Österreich 125 Tage ohne Arbeitsplatz, um 17 Tage mehr als im Vorjahresvergleich. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen, die mehr als zwölf Monate lang vorgemerkt sind, ist sehr stark gestiegen: 35.941 Menschen finden länger als ein Jahr keinen neuen Arbeitsplatz mehr (plus 186 Prozent).

Der Anteil von Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt mittlerweile 11,2 Prozent, eine Steigerung um 6,8 Prozentpunkte zum Vorjahr. Rund jeder zehnte Arbeitslose ist also schon länger als ein Jahr ohne Arbeit.

(APA)

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