Bank Austria: Verlassen die Ukraine noch heuer

UniCredit unit Bank Austria Chief Executive Cernko addresses a news conference in Vienna
UniCredit unit Bank Austria Chief Executive Cernko addresses a news conference in ViennaREUTERS
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Die Verhandlungen mit einem Käufer für die marode Ukraine-Tochter seien schon weit gediehen, sagt Bank-Austria-Chef Willibald Cernko. Er sei optimistisch, dass der Verkauf noch heuer über die Bühne gehen werde.

Wien. Den Einstieg in der Ukraine hätte sich die Bank Austria eigentlich sparen können, meinte Bankchef Willibald Cernko im Sommer des Vorjahres. Damals schien die Problemtochter Ukrsotsbank endgültig zu einem Fass ohne Boden zu werden. Zwar hatte die Bank Austria bereits im März 2014 angekündigt, das Institut verkaufen zu wollen. Aufgrund der Eskalation der politischen Lage ging im Sommer des Vorjahres aber niemand davon aus, diesen Verkauf auch umsetzen zu können.

Heute, ein Jahr später, zeigte sich Cernko anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen der Bank Austria wieder „sehr zuversichtlich“. Es gebe schon seit Längerem Verhandlungen mit einem potenziellen Käufer, diese würden auch immer konkreter werden. Ein Verkauf der Ukraine-Tochter sei nicht nur wahrscheinlich, er werde wohl auch „in den kommenden Monaten“ – also vor Ende 2015 – über die Bühne gehen. Wie sich ein Verkauf in der Bilanz bemerkbar machen würde, hänge von den konkreten Bedingungen wie dem Kaufpreis ab. Diese würden aber noch nicht feststehen. Klar ist, dass der Firmenwert der im Jahr 2008 für 1,5 Mrd. Euro übernommenen ukrainischen Bank bereits vollständig abgeschrieben ist.

Ukraine als „Sondereffekt“

Positiv bemerkbar würde ein Ende des Ukraine-Abenteuers in jedem Fall im täglichen Geschäft. So war die osteuropäische Tochter im ersten Halbjahr 2015 maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich das Konzernergebnis um 37 Prozent auf 489 Mio. Euro verschlechterte. Hauptgrund dafür war nämlich ein Minus von 202 Mio. Euro aus der Ukraine, das die Bank Austria verschämt bereits unter der Rubrik „Sondereffekte“ verbuchte. Etwa die Hälfte davon fiel direkt im operativen Geschäft an, der Rest war durch höhere Kreditvorsorgen in dem Land bedingt.

Mehr Problemkredite gab es im ersten Halbjahr auch in Russland. Dort stieg die Quote der faulen Kredite (non performing loan ratio) von 4,2 Prozent im Vorjahr auf 5,2 Prozent an. „Das Umfeld in Russland bleibt herausfordernd. Dennoch konnte auch im ersten Halbjahr ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 155 Mio. Euro erzielt werden“, so der vor zwei Monaten neu angetretene Finanzvorstand der Bank Austria, Mirko Bianchi. Dies sei zwar ein Minus von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber immer noch ein wichtiger Ergebnisbeitrag. Und daran werde sich auch im zweiten Halbjahr nichts ändern. „Es geht uns dort besser, als wir selbst erwartet haben“, pflichtet Cernko seinem Finanzchef bei.

Keine konkreten Vorhersagen könne er darüber machen, inwieweit das Österreich-Geschäft von dem für Herbst erwarteten Konzernumbau der Mutter UniCredit betroffen sein wird, so Cernko weiter. Zuletzt hatte die „Financial Times“ ja berichtet, dass sowohl in Deutschland als auch in Österreich Einschnitte im Filialgeschäft zu erwarten seien. „Ich habe bereits vor rund vier Jahren gesagt, dass es eine Reduktion um rund ein Drittel geben wird“, so Cernko. Das sei also Teil eines langen Prozesses, bei dem man sich auf die geänderten Kundenbedürfnisse einstellen müsse.

Allerdings gebe es hierbei in Österreich noch einiges zu tun. „Wir sind mit der Profitabilität hierzulande nicht zufrieden. Es ist zwar sehr angenehm, in einem Triple-A-Land Bankgeschäfte zu machen. Am Ende muss die Profitabilität aber stimmen.“ Keine großen Auswirkungen erwartet er sich indes durch das Auslaufen des „Bank der Regionen“-Vertrages im März 2016, der Österreich die Osteuropa-Zentrale sicherte. Wenn Wien die Standortvorteile weiter bringe, dann werde die Zentrale auch hier bleiben. (jaz)

ZAHLEN

Die Betriebserträge der Bank Austria sanken im ersten Halbjahr 2015 um 2,1Prozent auf 2,9 Mrd. Euro. Das Vorsteuerergebnis verringerte sich um 14,8 Prozent auf 803 Mio. Euro, das Konzernergebnis sank um 37,2 Prozent auf 489 Mio. Euro. Grund dafür sind Sondereffekte – zu denen aber auch das operative Geschäft der zum Verkauf stehenden Ukraine-Tochter gezählt wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2015)

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