Wienerberger-Chef: Häuselbauern fehlt Finanzierungskraft

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Der Wohnbau könnte durch Entrümpelung der Vorgaben errleichtert werden, sagte Heimo Scheuch. Auch die kommunale Infrastruktur komme zu kurz.

Wienerberger-Chef Heimo Scheuch wünscht sich von der Politik mehr Umsetzungskraft. Es seien zwar viele Pakete zur Konjunkturbelebung durch den Wohnbau versprochen worden, aber Österreich sei nun einmal "Ankündigungsweltmeister", sagte er vor Journalisten. Den Bürgern fehle es an Finanzierungskraft und es werde zu wenig in die kommunale Infrastruktur investiert.

Eine Entrümpelung der bürokratischen Vorgaben könnte den Wohnbau verbilligen. So erinnert er daran, dass jedes Bundesland eine eigene Raumordnung hat. Und auch bei den Grundstückpreisen könnte die Politik tätig werden, in dem sie etwa Flächen im öffentlichen Besitz günstig für den sozialen Wohnbau zur Verfügung stellt.

Wobei: In den Ballungszentren werde durch die hohe Nachfrage durchaus gebaut, nur ist das mehrgeschoßiger Wohnbau, der in der Regel in Fertigbetonweise ausgeführt ist, während Wienerberger Weltmarktführer bei Ziegel ist. Während der Wohnbaumarkt für Wienerberger im deutschsprachigen Raum um rund zwei Prozent rückläufig war, gab es in Deutschland am Gesamt-Wohnbaumarkt im ersten Halbjahr 2015 ein Plus von 2,6 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten 2014, meldete heute, Dienstag, das deutsche statistische Bundesamt.

Wienerberger hebt Ausblick an

Der weltweit größte Ziegelhersteller Wienerberger blickt auf ein gutes 1. Halbjahr 2015 zurück und hat deshalb den Ausblick für das Gesamtjahr angehoben. Nach einem Sanierungsprogramm in den vergangenen Jahren konnte das Betriebsergebnis in den ersten sechs Monaten heuer auf 68,3 Mio. Euro mehr als verdoppelt werden, das Ergebnis nach Steuern drehte ins Plus und lag bei 21,1 Mio. Euro.

Wienerberger-Bilanz 1. Halbjahr 2015
Wienerberger-Bilanz 1. Halbjahr 2015(c) APA

Der Umsatz erhöhte sich von 1,349 auf 1,475 Mrd. Euro, der Free Cashflow gab um 27 Prozent auf minus 123,6 Mio. Euro nach, die Nettoverschuldung erhöhte sich von 621,5 auf 785 Mio. Euro. Die weltweite Mitarbeiterzahl stieg um sieben Prozent auf 15.819. Zum Ausblick meinte Konzernchef Heimo Scheuch, man werde beim operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nicht bei den erwarteten 350 Mio. Euro liegen, sondern auf 375 Mio. Euro kommen. Die Investitionen würden leicht anziehen, die Abschreibungen gleich bleiben. Es werde jedenfalls im Gesamtjahr einen Gewinn geben.

Im heurigen Jahr hätten sich die Märkte bisher recht unterschiedlich entwickelt. In Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, den USA sowie in den meisten Ländern Osteuropas sei es gut gelaufen - mit Ausnahme von Russland. Der Markt mache aber nur zwei Prozent des Gesamtumsatzes von Wienerberger aus. "Enttäuscht" zeigte sich Scheuch vom deutschsprachigen Raum. Den Grund für das schwächere Geschäft in Österreich, Deutschland und der Schweiz sieht er einerseits darin, dass sich der Zuzug hauptsächlich in den Ballungsräumen abspielt, und beim mehrgeschoßigen Wohnbau eben Ziegel nicht so weit verbreitet seien. Dazu kämen noch die hohen Kosten fürs Wohnen.

(APA)

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