Wettbewerb: Österreich verliert auf Exportmärkten

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Die Anteile heimischer Unternehmen auf dem Weltmarkt gehen zurück. Eine Wifo-Studie plädiert für umfassende Strukturreformen in Wirtschaft und Politik.

Wien. Die Wachstumsschwäche der heimischen Wirtschaft hat einen Namen: Export. Die Ausfuhren entwickeln sich laut einer gestern veröffentlichten Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts überaus schwach, das Wachstum der Exporte liege seit Längerem um einen halben Prozentpunkt unter dem Wachstum der wichtigen Exportmärkte und ebenfalls einen halben Prozentpunkt unter dem Wachstum des Welthandels.

Das hat gravierende Auswirkungen auf die konjunkturelle Situation Österreichs. Laut Studienautor Gunther Tichy hat sich diese seit Beginn dieses Jahrzehnts deutlich verschlechtert. Bis dahin sei die österreichische Wirtschaft schneller gewachsen als jene des Euroraums und auch schneller als jene Deutschlands. Seit 2011 stagniere die Wirtschaft hierzulande und die Arbeitslosenrate steige.

Ein „erheblicher Teil“ dieser Probleme hat seine Ursache laut Tichy im schwächelnden Export. Dieser sei deshalb vergleichsweise schwach, weil die heimischen Exportbetriebe sich zu stark auf wenig dynamische Märkte und auf stagnierende Produktkategorien konzentrieren, so Tichy. Besonders alarmierend: In jüngster Zeit habe sich die ohnehin geringe Exportdynamik noch weiter abgeschwächt.

Rationalisierung ist zu wenig

Das Problem: Die österreichische Exportwirtschaft leide nicht an sinkender Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Kosten/Preise, der Hauptgrund für die Schwäche des Exports und in weiterer Folge des Bruttoinlandsprodukts seien vielmehr veraltete Strukturen, die dringend einer Reform bedürften. Deshalb würden auch die traditionellen Rezepte, die Exporte durch Rationalisierungen und Kostensenkungen anzukurbeln, nur wenig Erfolg versprechen. Im Gegenteil: Ein schnelleres Exportwachstum im Rahmen einer „Low Road Strategie“ durch niedrigere Preise erzwingen zu wollen, sei sinnlos, weil dies von Ländern mit niedrigerem Lohnniveau sehr schnell unterlaufen würde. Auf solche Weise würde der Erfolg auf Auslandsmärkten mit Wohlstandseinbußen im Inland erkauft werden.

Grundsätzlich, so Tichy, sei Österreich mit dem Versuch, Spezialisierung und Technologieintensität zu steigern, auf dem richtigen Weg. Das sei bisher aber durch die Konzentration auf zu wenige und zu enge geographische Produktmärkte konterkariert worden. Man sei dadurch nicht in der Lage gewesen, schnell genug auf Änderungen der Nachfrage zu reagieren. Zusätzlich zu einer noch engeren Spezialisierung müssten sich die Unternehmen durch „Smart Diversification“, Alleinstellungsmerkmale, auf den internationalen Märkten absichern. Dazu müssten freilich nicht nur die Unternehmen umdenken, auch Bildungs-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik müssten völlig neu aufgestellt werden. (red./ju)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2015)

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