Übernahme.Heimwerkerkette Obi übernimmt 70 von 106 Baumax-Standorten. Die Verträge wurden bereits unterzeichnet.
Wien. Am Freitag folgte der finale Akt. Die Verträge wurden unterschrieben. Die bereits seit über einer Wochen kursierenden Fakten („Die Presse“ berichtete) sind nun offiziell. Die Heimwerkerkette Baumax, die fast 40 Jahre lang im Besitz der Familie Essl war, wird vom deutschen Heimwerkerkonzern Obi und dem Grazer Immobilienentwickler Supernova übernommen. Die Baumax-Mitarbeiter wurden bereits informiert.
Durch den Einstieg des mehrheitlich zur deutschen Tengelmann-Gruppe gehörenden Obi dürften ein Großteil der Arbeitsplätze erhalten bleiben. Baumax beschäftigt allein in Österreich 3500 Mitarbeiter, einst hatte die Gruppe mehr als 9000 Beschäftigte.
Obi betreibt in Österreich 32 Baumärkte, in Tschechien 28. Deshalb muss die Übernahme auch von der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) abgesegnet werden. In einem Interview mit der „Presse“ sagte BWB-Chef Theo Thanner, dass bei einer Prüfung natürlich auch die Zahl der Arbeitsplätze eine Rolle spiele. Thanner wörtlich: „Natürlich lassen wir volkswirtschaftliche Effekte nicht außer Acht.“ Von den 106 Baumax-Märkten sind 66 in Österreich. Mehr als 50 davon dürften nun übernommen werden. In Tschechien hatte Baumax zuletzt 24 Standorte, in der Slowakei 14 und in Slowenien zwei.
Dem Vernehmen nach wurden die Standorte vom steirischen Entwickler von Handelsimmobilien, Supernova, gekauft. Diese werden dann an Obi vermietet. Dem Firmenbuch ist zu entnehmen, dass Supernova-Besitzer Franz Albert für jeden Baumax-Standort schon Tochterfirmen der Supernova-Baumärkte Holding gegründet hat.
Finanzielle Schieflage. Im Zuge der Ostexpansion war Baumax in finanzielle Schieflage geraten. Schon 2013 hing der Fortbestand der Gruppe am Goodwill der Gläubigerbanken. Der Verlust kletterte auf 186 Millionen Euro. Unternehmer Karlheinz Essl musste im April des Vorjahres den Banken eine Verwertungsvollmacht geben. Zuvor hatte er Konzern, Liegenschaften und Marke verpfändet. Im September 2014 verkaufte Essl einen Großteil seiner Kunstsammlung an den Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2015)