Bei Baumax beginnt der Abverkauf

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Der Verkauf ist unter Dach und Fach, unklar ist aber noch, was mit den restlichen Standorten geschieht. Hunderte Arbeitsplätze hängen in der Luft.

Wien. Nach der Unterzeichnung der Verträge über den Baumax-Verkauf am vergangenen Freitag beginnt jetzt der große Abverkauf. Wie berichtet, geht ein Großteil der Baumax-Standorte in Österreich, der Slowakei und Slowenien an den Mitbewerber Obi – und der will, so heißt es, leere Regale übernehmen.

Insgesamt betrifft der Deal rund 70 Baumarktstandorte. Noch offen ist das Schicksal der tschechischen Baumärkte; über deren Verkauf laufen nach wie vor Verhandlungen. Käufer der österreichischen Baumax-Märkte ist, wie berichtet, der Grazer Fachmarktbetreiber Supernova, der sie an Obi weitervermieten will. Laut Firmenbuch hat Supernova für 41 österreichische Standorte Tochterfirmen unter dem Dach der Supernova Baumärkte Holding gegründet.

Das dürfte auch die dortigen Arbeitsplätze – rund 2800 von österreichweit 3800 – sichern. Unklar ist jedoch, was mit den restlichen Standorten geschehen wird. Medienberichten zufolge zeigen auch die Mitbewerber Hornbach und Bauhaus Interesse. Hornbach-Sprecher Florian Preuß dämpfte jedoch die Erwartungen: Auch in Deutschland habe Hornbach nach der Pleite von Praktiker und Max Bahr nur sechs Filialen übernommen. Man wolle zwar wachsen, aber nicht um jeden Preis. „Die Unternehmensphilosophie lautet: nur erstklassige Standorte“, sagte Preuß am Montag zur APA.

Alles in allem hängen somit hunderte Arbeitsplätze weiterhin in der Luft. Es dürften auch bereits Mitarbeiter beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet worden sein. Betroffen sein sollen, wie „Die Presse“ aus informierten Kreisen erfuhr, Arbeitnehmer aus der Zentrale, der Logistik und aus 16 Märkten. Das Arbeitsmarktservice wollte dazu gestern nicht Stellung nehmen.

Closing erst im Oktober

Auch die Gewerkschaft hält sich bedeckt – unter anderem, weil es im Baumax-Konzern de facto keinen Betriebsrat gibt. Nur in drei Baumärkten im Burgenland, der Steiermark und Kärnten gebe es eine Belegschaftsvertretung, so Gewerkschafter Peter Stattmann von der GPA-djp. Der Konzernbetriebsrat von Obi-Deutschland geht davon aus, dass es in den rund 70 Märkten, die übernommen werden, keinen Stellenabbau geben wird. Allerdings habe Obi schon in der Vergangenheit die Länderzentralen außerhalb Deutschlands restrukturiert. Es sei daher naheliegend, dass die Märkte künftig von Deutschland aus betreut werden, sagte der deutsche Obi-Betriebsratschef Bernhard Groening am Montag zur APA. Obi hat bereits im Vorjahr seine Österreich-Zentrale deutlich abgespeckt: 73 der 118 in der Zentrale in Wien beschäftigten Mitarbeiter wurden damals beim AMS Wien zur Kündigung angemeldet.

Laut Insidern soll das Closing, also der endgültige Abschluss des Deals, im Oktober erfolgen. Erst danach, wenn die Übernahme abgeschlossen ist, sollen Medien und Öffentlichkeit informiert werden. Die Mitarbeiter wissen in groben Zügen schon Bescheid. Hintergrund der Geheimniskrämerei seien unter anderem die enorme Komplexität der Transaktion und verschachtelte Konstruktionen. Auch die kartellrechtliche Freigabe der Übernahme steht noch aus.

Die Bedingungen der Banken dürfte Baumax einhalten können, wenn der Verkauf wie geplant über die Bühne geht. Erst gestern gab es, wie „Die Presse“ erfuhr, diesbezüglich eine Gesprächsrunde der Gläubiger. Vereinbart ist, dass nach dem Verkauf ein bestimmter Prozentsatz der Gesamtverbindlichkeiten zurückgezahlt werden muss. (cka/eid/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2015)

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