Studie: Österreich hinkt nachhaltig hinterher

(c) Clemens Fabry
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Bei den Nachhaltigkeitszielen der UNO belegt Österreich unter den 34 OECD-Ländern nur Rang zwölf. Viel Feinstaub und die Vererbung von Bildung sind besondere Schwachpunkte.

Wien. In etwas mehr als zwei Wochen, am 25. September, werden in New York sämtliche UNO-Mitgliedsländer zu einem Gipfel zusammenkommen. Thema dieses Treffens ist der Beschluss der sogenannten Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Diese sollen die im Jahr 2000 eingeführten Millenniumsziele ersetzen. Und während die Millenniumsziele mit ihrem Fokus auf den Kampf gegen die größte Armut auf der Welt vor allem für Entwicklungsländer interessant waren, sind die Nachhaltigkeitsziele auf alle Staaten dieser Erde anwendbar.

Die deutsche Bertelsmann-Stiftung hat sich daher bereits im Vorfeld angesehen, wie die 34 OECD-Länder bei den 17 Kategorien (jeweils unterteilt in zwei Unterpunkte) abschneiden und ihre Erkenntnisse am Dienstag in Form einer Studie veröffentlicht. Das Ergebnis ist für Österreich nicht sonderlich rühmlich. Denn, während man sich hierzulande gern für die Nachhaltigkeit der heimischen Wirtschaft und Gesellschaft selbst lobt, kommt die Republik laut den deutschen Forschern nur auf den zwölften Rang und somit ins bessere Mittelfeld. Vor Österreich liegen dabei nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ aus Skandinavien, sondern auch die beiden Nachbarländer Deutschland und Schweiz sowie Frankreich und Belgien (siehe Grafik).

„Österreich ist in vielen Bereichen sehr stark. Beispielsweise sind die Indikatoren bei der Energienutzung sehr hoch“, sagt Studienautor Christian Kroll zur „Presse“. So kommen nicht nur 30,6 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen, Österreich emittiert im Verhältnis zu seinem Bruttoinlandsprodukt auch weniger Treibhausgas als 28 andere OECD-Länder. Mit 248,8 Tonnen pro Million Euro BIP liegt die Republik deutlich unter dem OECD-Schnitt von 352,1 Tonnen – wenn auch weit höher als Spitzenreiter Schweden (66,8 Tonnen).

Bei den „grünen“ Nachhaltigkeitsfaktoren braucht sich Österreich also nicht zu verstecken. So ist Österreich beim Abwassermanagement sogar Spitzenreiter unter allen OECD-Ländern. „Und auch in anderen Bereichen wie Innovationen oder den Ausgaben für Forschung und Entwicklung ist das Land sehr stark“, so Kroll. Dass es schlussendlich trotzdem nur für Rang zwölf reicht, hängt allerdings damit zusammen, dass die Republik in Bezug auf einige andere Punkte nur „im Mittelfeld oder sogar im hinteren Mittelfeld“ liege.

So liegt etwa die Produktion von Müll hierzulande mit 580 Kilogramm pro Kopf und Jahr deutlich über dem Schnitt aller OECD-Länder. Dies hänge zwar auch mit der hohen Industrialisierung von Österreich zusammen, sagt Kroll. Dennoch gebe es in diesem Punkt Handlungsbedarf für die Politik.

Jahreswert schon im März

Die größten Schwächen gibt es aber in zwei anderen Punkten. Einerseits ist das die Feinstaubbelastung, bei der Österreich nur auf Rang 29 kommt. Kein Wunder, wird etwa in Graz meist schon im ersten Quartal eines Jahres der EU-Jahresgrenzwert überschritten.

Ebenfalls schlecht und wahrscheinlich für die Entwicklung des Landes noch entscheidender ist die zweite große Schwäche: In Österreich wird Bildung so stark vererbt wie in kaum einem anderen Land. Auch bei diesem Kriterium kommt die Republik nur auf Rang 29. „Die Herkunft der Kinder hat in Österreich einfach einen sehr großen Einfluss auf ihren künftigen Bildungserfolg“, sagt Kroll. Dieser sei vor allem in Ländern wie Schweden oder Dänemark deutlich geringer.

Wiewohl das nicht bedeute, dass Österreich nun Schweden kopieren sollte. „Die Studie soll Anstoß für die Regierungen sein, sich anzusehen, wo sie Aufholbedarf haben. Welche Lösungen optimal sind, hängt aber sehr vom jeweiligen Land ab“, sagt Kroll. Es sei jedoch allgemein bekannt, dass der Grundstein für Bildungskarrieren bereits im Vorschulalter gelegt werde. Eine Möglichkeit wäre daher eine frühere Verpflichtung zum Kindergarten.

AUF EINEN BLICK

Eine Studie der deutschen Bertelsmann-Stiftung hat sich das Abschneiden der OECD-Länder bei den sogenannten Nachhaltigkeitszielen der UNO angesehen. Österreich kommt dabei nur auf Rang zwölf unter 34 Ländern. Während die Republik bei „grünen Themen“ wie Energienutzung oder Abwasser sehr gut abschneidet, reicht es bei der Müllproduktion nur für das Mittelfeld. Wirklich schlecht liegt Österreich bei Feinstaub und der Vererbung von Bildung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2015)

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