Erste-Bank-Chef Treichl: Vertrag vorzeitig verlängert

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Der Vertrag von Erste-Bank-Chef Andreas Treichl läuft bis 2020. Die vorzeitige Vertragsverlängerung erstickt aufkommende Spekulationen im Keim.

Wien. Er sei „froh, dass sich Herr Treichl bereiterklärt hat, diese Funktion weiterhin auszuüben“, sagte Friedrich Rödler am Donnerstag. Rödler ist Aufsichtsratspräsident der Erste Bank. Und Andreas Treichl ist bald einer der längstdienenden Generaldirektoren der Landes. Seit 1997 steht er an der Spitze der Erste Bank. Nun wurde sein Vertrag vorzeitig verlängert. Bis 2020.

Treichls Verlängerung ist keine große Sensation. Es ist lediglich eine logische Schlussfolgerung. Treichl bekommt frei nach Ingeborg Bachmann eine „gestundete Zeit“. Nur, dass „härtere Tage“ mittlerweile allem Anschein nach vorbei sind. Erst Anfang August präsentierte Treichl seine Halbjahresbilanz. Diese wies einen Nettogewinn von 487,2 Millionen Euro aus. Noch ein Jahr zuvor schrammte das Institut zur Halbzeit knapp an einem Milliardenverlust vorbei.

Der Mann, der aus der biederen Sparkasse einen internationalen Player gemacht hat, darf am Ende seiner Karriere noch ein paar Mal die Ernte einfahren. Eigentlich wäre Treichls bisheriger Fünfjahresvertrag erst 2017 ausgelaufen. Die vorzeitige Verlängerung dient wohl auch der besseren Optik. Denn der überraschende Abgang von Michael Ikrath als Chef des Sparkassenverbands hat intern durchaus für Unruhe gesorgt. Ikrath gilt schließlich als Treichl-Intimus.

Mit der Vertragsverlängerung wurden somit Spekulationen über weitere personelle Veränderungen an der Erste-Spitze umgehend beendet. Außerdem ist eine vorzeitige Verlängerung eleganter, als Treichl erst 2017 „nur“ um drei Jahre zu verlängern. In einer Mitteilung erklärte Rödler, der Aufsichtsrat wollte „sicherstellen, dass die Erste Group mit Treichl an der Spitze ihren erfolgreichen Weg in einem sich laufend ändernden Wettbewerbsumfeld und anhaltenden regulatorischen Druck weiterhin fortsetzt“. Somit endet Andreas Treichls Funktionsperiode am 30. Juni 2020.
Nur wenige Topmanager in Österreich hielten sich so lang an der Spitze eines Konzerns. Christian Konrad war 18 Jahre lang mächtiger Generalanwalt von Raiffeisen. Claus Raidl war 19 Jahre Vorstandschef bei Böhler-Uddeholm. Treichl könnte 2020 auf 23 Jahre an der Konzernspitze zurückblicken.

Im Vergleich zu Rudolf Gruber und Leo Wallner ist das alles bestenfalls Mittelstrecke. Der frühere EVN-Generaldirektor Rudolf Gruber ging 2004 nach 37 Jahren an der Spitze des niederösterreichischen Energieversorgers von der Kommandobrücke. Der kürzlich verstorbene Leo Wallner war sogar 39 Jahre General der Casinos Austria. Er gilt als der Topmanager mit der längsten Amtszeit.

All diese Vergleiche dürften Treichl wenig tangieren. Gelegentlich hatte der 63-Jährige betont, dass er sich vorstellen könne, mit 65 Schluss zu machen. Darauf angesprochen meinte er jüngst im ORF: „Ich habe schon so oft gesagt, dass ich aufhöre zu rauchen, und dann nicht aufgehört.“ (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2015)

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