DHL unterbietet heimische Post im Kampf um Paketmarkt

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Der Chef der Tochter der Deutschen Post sieht sein Unternehmen auch mit der flächendeckenden Samstagszustellung im Vorteil. Für Wien plane man Paketstationen

Seit September hat die heimische Post einen neuen Konkurrenten im österreichischen Paketgeschäft. Die DHL Paket, Tochter der Deutschen Post, sieht nach dem massiven Einstieg in den österreichischen Markt für den Kampf um Marktanteile sehr gut gerüstet. Die Tarife bei Lieferungen von Deutschland nach Österreich liegen um zehn bis 15 Prozent unter denen der Österreichische Post, im Privatkundensegment in Österreich sei  DHL um drei bis fünf Prozent unter der Post.

Als größtes Asset gegenüber dem Marktführer Post sieht DHL Paket Österreich-Chef Günter Birnstingl die flächendeckende Zustellung am Samstag. Dieses Service bietet die Post seit August auch an, aber nur in den Ballungszentren.

Nur Frächter mit Fuhrpark

Dass sich DHL auch nur die lukrativen Zentren des Landes aussuchen könnte und dünner besiedelte Regionen übrig bleiben, dementiert Birnstingl. Schon jetzt habe DHL 15 Depots in Betrieb, bis Jahresende sollen es 20 sein. Für die Zustellung werden größere Frächter eingesetzt, bisher wären knapp 800 Fahrer unterwegs, "das wird vierstellig werden", so Birnstingl.

Zur Kritik von Gewerkschaften, dass die Zustellfahrer bei Paketdiensten oft Scheinselbstständige seien, die unter großen wirtschaftlichen Druck stünden, hielt Birnstingl fest: "Wir wollen nicht, dass die Mutter oder die Schwester einspringen muss, wenn mal der Fahrer krank ist." Daher würde DHL nur Frächter beschäftigen, die auch über einen größeren Fuhrpark verfügen.

Erste Paketstattionen in Wien

Dass DHL - im Gegensatz zur Post - keine Paketkästen in Mehrparteienhäusern anbietet, relativiert Birnstingl: "Wir haben in Österreich rund 3,5 Mio. Haushalte, die rund 10.000 Paketkästen der Post entsprechen gerade mal rund 0,2 Prozent der Haushalte." Der DHL-Chef setzt vielmehr auf Paketstationen an stark frequentierten öffentlichen Plätzen, gestartet wird damit in Wien. Von den bisherigen Erfahrungen mit den dafür zuständigen Behörden zeigte sich Birnstingl positiv angetan.

Für die Kunden gibt es bei DHL nur einen Zustellversuch, danach wandert das Paket in einen der DHL-Shops. Diese werden nicht eigenbetrieben, sondern befinden sich in Copy-Shops, Trafiken und Ähnlichem. "Wir haben derzeit 800 Shops, bis Jahresende wollen wir die Zahl verdoppeln", so Birnstingl. Den potenziellen Shop-Anbietern verspricht er eine sehr einfache Abwicklung über eine Smartphone-App. "Wir halten die Betreiber nicht von der Arbeit ab", verspricht er.

Post-Aktie unter Druck

Für Österreich sieht Brinstingl noch genug Wachstumspotenzial. Der Paketzustelldienst sei dank des Booms bei Bestellungen im Internet "rasant wachsend". Vor dem massiven Einstieg von DHL in Österreich hat die Post die Pakete von Amazon & Co an der Grenze von der DHL-Konzernmutter Deutsche Post übernommen und zu den österreichischen Haushalten transportiert. 60 Prozent des Paketaufkommens der Österreichischen Post aus dem Online-Handel kommen aus Deutschland.

Die Aktie der Post hat jedenfalls seit 1. September, dem Tag des DHL-Markteintrittes, verloren. Lag sie vor gut einem Monat bei 34 Euro das Stück gab sie mittlerweile auf 31,5 Euro nach.

(APA)

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