Forschungsfinanzierung: Asien überholt Europa

(c) Bloomberg (Brent Lewin)
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Deutsche Unternehmen investieren deutlich mehr Mittel in Innovation, während heimische Firmen ihre Budgets zurückschrauben.

Wien. Wie heißt es so schön? Von nichts kommt nichts. Da dürfte was dran sein, denn deutsche Unternehmen investieren heuer deutlich mehr, nämlich um 8,1 Prozent, in Forschung und Innovation als im Vorjahr – und deutlich mehr als andere europäische Firmen. Deutschland steht bekanntlich im EU-Vergleich wirtschaftlich sehr gut da. Generell sind die Innovationsbudgets der weltweit 1000 forschungsstärksten Unternehmen heuer um 5,1 Prozent auf 680 Mrd. Dollar (618 Mrd. Euro) gestiegen. Das zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Strategy& (nach der Fusion mit Booz & Company ein Teil von PWC).

Im Kontinentalvergleich verliert Europa aber seine Vormachtstellung: Mit einem Anteil von 35 Prozent zeichnete Europa 2007 noch für den Großteil der weltweiten F&E-Aufwendungen verantwortlich. Nordamerika folgte mit 34 Prozent, während asiatische Unternehmen 27 Prozent der Investitionen tätigten. Nun haben Europa und Asien die Plätze getauscht. Heuer liegt der europäische Anteil nur bei 28 Prozent, während auf Asien bereits 35 Prozent entfallen. Besonders starke Zuwächse verzeichneten China, Indien, Japan, Singapur und Südkorea.

Volkswagen hält die Spitze

Forschungsweltmeister ist – Volkswagen. Der Konzern steckte im vergangenen Jahr 15,3 Mrd. Dollar in neue Entwicklungen. Ein Schelm, der denkt, es sei mit dem Geld auch jene Software entwickelt worden, mit der die Abgasemissionen von Dieselfahrzeugen manipuliert wurden. Faktum ist, dass VW den Spitzenplatz verteidigen konnte, ebenso wie die vier Konzerne, die im Ranking auf die Wolfsburger folgen, ihre Plätze behielten: Samsung liegt mit 14,1 Mrd. Dollar auf Platz zwei. Mit Respektabstand auf Platz drei landete Intel, knapp dahinter folgen Microsoft und der Pharmariese Roche. Die Top Ten komplettieren Google, Amazon, Toyota, Novartis und Johnson & Johnson.

Wobei die Fakten deutlich von der persönlichen Wahrnehmung der befragten Führungskräfte abweichen: Die Manager hielten nämlich Apple, Google und den Elektroauto-Hersteller Tesla für am innovativsten. Erst auf Platz vier folgt mit Samsung der erste Vertreter der Top drei bei den realen Ausgaben. Vor allem der E-Auto-Entwickler Tesla zeige, dass Innovationskraft auch mit geringem Budget möglich sei, sagte Klaus Hölbling, Chef von Strategy& in Wien, am Dienstag bei der Präsentation der Studie.

Österreich, das in diversen Standort-Rankings zuletzt deutlich abgefallen ist, schneidet auch in der Erfinderbewertung nicht gut ab: Bei den vier Unternehmen Voestalpine, Andritz, AMS und Zumtobel, die es unter die 1000 innovationsstärksten Unternehmen schafften, gingen die Aufwendungen um 2,5 Prozent zurück. Die F&E-Etats liegen zwar gemessen am Umsatz wie im Vorjahr bei zwei Prozent, aber im internationalen Vergleich nehmen sie sich mit weniger als 500 Mio. Dollar bescheiden aus.

Die heimische Firma mit den höchsten F&E-Ausgaben bleibt die Voest, deren Forschungsausgaben allerdings von 174 auf 161 Mio. Dollar gesunken sind. Das bedeutet Rang 618 (2014: 560). Auch Andritz schraubte seine Aufwendungen zurück (von 123 auf 112 Mio. Dollar), was einen Rückfall von Platz 747 auf 832 bedeutet. Von 92 auf 102 Mio. zugelegt hat dagegen der Halbleiterhersteller AMS, was eine Verbesserung von Rang 933 auf 906 bedeutet. Damit übernahm AMS den dritten Platz von Zumtobel. Der Leuchtenspezialist gab zwar mit 98 Mio. Dollar etwas mehr aus als 2014, fiel aber trotzdem von Rang 900 um 36 Plätze zurück. (eid/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2015)

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