Österreicher sind trotz Stagnation weiter zufrieden

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Der Konsum geht zurück, und die Reallöhne schrumpfen, aber die Österreicher lassen sich nicht davon beeindrucken, dass ihr Land an Schwung verliert – sie zeigen sich weiterhin sehr zufrieden mit der Lebensqualität.

Wien. Die Österreicher sind mit ihrer Lebensqualität weiterhin überdurchschnittlich zufrieden – und das, obwohl der materielle Wohlstand sich inzwischen leicht negativ entwickelt. Im Umweltbereich zeigt sich hingegen eine positive Entwicklung, allerdings sind Flächen- und Ressourcenverbrauch in Österreich weiter zu hoch.

Das geht aus der Studie „Wie geht's Österreich?“ hervor, die die Statistik Austria am Donnerstag vorgelegt hat. Wie in den vergangenen Jahren wurden für die Studie 30 Schlüsselindikatoren aus den Bereichen „materieller Wohlstand“, „Lebensqualität“ und „Umwelt“ in der Studie abgebildet und mit den anderen EU-Ländern verglichen.

Das Fazit laut Statistik-Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer: „Österreich geht es gut, sogar sehr gut, aber es hat an Schwung verloren, und die Dynamik hat in den letzten drei Jahren nachgelassen.“ So ging 2014 die reale Wirtschaftsleistung pro Kopf um 0,4 Prozent zurück (EU-28: plus 1,2 Prozent, Eurozone: plus 0,9 Prozent). Dennoch ist Österreich beim BIP pro Kopf weiterhin auf dem zweiten Platz im EU-Ranking.

Vermögenskonzentration hoch

Im Vergleich dazu nahm der reale Konsum pro Kopf mit minus 0,6 Prozent etwas stärker ab (Deutschland: plus 0,9 Prozent; noch kein EU-28-Durchschnitt vorhanden). Die real verfügbaren Haushaltseinkommen pro Kopf verringerten sich nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2013 auch 2014 nochmals leicht um 0,2 Prozent (EU-28: plus 0,4 Prozent).

Die Vermögenskonzentration privater Haushalte ist in Österreich die höchste im ganzen Euroraum. Die reichsten zehn Prozent halten 61,1 Prozent des Vermögens. Diese Zahl stammt allerdings schon aus dem Jahr 2010. Neuere Daten sollen 2016 publiziert werden.

Die allgemeine Lebenszufriedenheit bewerteten die Menschen in Österreich im EU-Vergleich hoch: Auf einer Skala von null (überhaupt nicht zufrieden) bis zehn (vollkommen zufrieden) lag der Durchschnitt bei 7,8 (EU-28: 7,1). Verbesserungen zeigten sich bei den subjektiven Umweltbelastungen in der Wohnumgebung: Der Anteil der betroffenen Personen verringerte sich zwischen 2012 und 2014 von 24 auf 22 Prozent.

Auf der anderen Seite blieb etwa die Erwerbstätigenquote 2014 mit 74,2 Prozent (EU-28: 69,2 Prozent) seit 2012 fast unverändert, was das Erreichen des nationalen Europa-2020-Ziels von 77 Prozent erschweren könnte. Die Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung wies mit 19,2 Prozent eine leicht negative Tendenz auf, blieb jedoch auf konstantem Niveau (EU: 24,4 Prozent).

Umwelt positiv und negativ

Im Umweltbereich gibt es laut Pesendorfer positive und negative Nachrichten. Der Anteil der anrechenbaren erneuerbaren Energieträger stieg in den letzten Jahren deutlich. Ihr Anteil erhöhte sich im Jahr 2014 auf 33,4 Prozent (EU: 15 Prozent für 2013), was ein Erreichen des Europa-2020-Ziels von 34 Prozent möglich macht. Auch die Feinstaub- und Treibhausgasemissionen konnten gesenkt werden.

Die Nutzung freier Flächen für Bau, Verkehr und Sonstiges stieg hingegen von 2001 bis 2014 um 22 Prozent an. Damit nahm die Flächeninanspruchnahme in derselben Zeit fast viermal schneller zu als die österreichische Bevölkerung (plus 6,1 Prozent). (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2015)

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