Für die Erste glänzt der Osten wieder

The logo of Austrian Erste Bank is displayed on the wall of a branch office in Vienna
The logo of Austrian Erste Bank is displayed on the wall of a branch office in ViennaREUTERS
  • Drucken

Die Bank übertrifft im dritten Quartal die Erwartungen, die Aktie legt um über zehn Prozent zu. Grund ist der Aufschwung in Osteuropa. Zukäufe in Österreich schließt Treichl aus.

Wien. Eigentlich sollte es natürlich um die Erste Group gehen. Aber am meisten interessierte die internationalen Analysten auf der Telefonkonferenz zum Ergebnis im dritten Quartal dann doch ein anderes Institut: die Bank Austria, deren Konzernmutter Unicredit über einen Verkauf von Teilen ihrer Tochter nachdenkt.

Erste-Chef Andreas Treichl schloss jedoch Zukäufe im Inland aus. Das gelte auch für die Bawag, deren Eigentümer Cerberus seine geschmückte Braut schon länger an den Mann bringen will. Die Erste sei aber in der „ziemlich komfortablen Lage“, sowohl die Kunden wie auch die Mitarbeiter der Konkurrenten anziehen zu können.

Zusätzliche Mitarbeiter? Für die Töchter in Osteuropa nicht ausgeschlossen. Denn dort klingelt wieder die Kasse, nach mehreren schweren Jahren. Das zeigt sich am Quartalsergebnis: Die Erste Group machte einen Nettogewinn von 277 Mio. Euro. Das ist deutlich mehr als die 206 Mio., die Analysten im Schnitt erwartet hatten. Die positive Überraschung ließ die Aktie abheben: Der ATX-Wert legte am Donnerstag um über zehn Prozent auf 28,50 Euro zu. Die Gewinne polstern die Kapitaldecke weiter auf: Die wichtige harte Kernkapitalquote stieg auf 11,6 Prozent von 10,6 Prozent Ende 2014. Angesichts des stabilen Ausblicks für Osteuropa rückte Treichl erstmals in diesem Jahr mit einer Prognose für 2016 heraus: Die Erste werde die Verzinsung ihres Eigenkapitals von zehn auf elf Prozent steigern.

Kroatien macht Sorgen

Kumuliert kommt der drittgrößte Kreditgeber in Osteuropa im abgelaufenen Quartal auf ein Ergebnis von 764 Mio. Euro. Vor einem Jahr sah es noch ganz anders aus, nämlich düster: Da machte die Bank in den ersten neun Monaten einen Rekordverlust von 1,4 Mrd. Euro. Hohe Risikovorsorgen für faule Kredite in Rumänien und Sonderkosten färbten die Quartalsbilanz tiefrot. Doch mit dem Jahr 2014 waren die versteckten Leichen in Osteuropa begraben. Nun profitiert der Konzern vom Aufschwung in seinen Ostmärkten. In fast allen Ländern zieht die Wirtschaft an, damit steigt auch wieder die Nachfrage nach Krediten. Vor allem Tschechien und die Slowakei steuern satte Ergebnisbeiträge bei.

Auch im Sorgenkind Rumänien scheint der Turnaround geschafft, die Zahlen haben dort deutlich ins Positive gedreht. Der Anteil der notleidenden Kredite erreichte insgesamt mit 7,4 Prozent ein Fünf-Jahres-Tief. Auch die Sparkassen am Heimmarkt Österreich lieferten gute Ergebnisse.

Verluste gibt es noch aus Ungarn zu vermelden – und aus Kroatien, dem großen Wermutstropfen im Ergebnis. Dort leiden alle Banken unter der politisch verordneten Zwangskonvertierung von Frankenkrediten. Für die Erste bedeutet das vorerst eine im „sonstigen Ergebnis“ verbuchte Einmalbelastung von 145 Mio. Euro. Diese Last gilt es erst einmal zu verdauen. Damit bleibt auch die Indikation für das Betriebsergebnis 2015 unverändert: Man geht weiterhin von einem Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich aus.

Dividende in Aussicht

Auf das Ergebnis drücken auch weiterhin die Bankensteuern in einigen Ländern. Am stärksten ins Gewicht fällt dabei die Abgabe in Österreich mit knapp 96 Mio. Euro. Die drei großen hierzulande tätigen Institute – Erste, Bank Austria und Raiffeisen – verhandeln gerade mit Finanzminister Schelling über eine Senkung dieser Steuer. Für die Anteilseigner hatte Treichl noch eine gute Nachricht parat: „Wir wollen den Aktionären eine Dividende zahlen für ein Jahr, das, wie wir glauben, ein sehr gutes wird.“ Vorstellbar seien 40 bis 50 Cent pro Aktie. Im Vorjahr waren die Aktionäre leer ausgegangen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.