Österreichs Banken: Milliardenrisken in den USA

(c) Reuters (Heinz-Peter Bader)
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Österreichs Banken sind nicht nur im Osten, sondern auch in Irland, Spanien und in den USA aktiv. Ein Kollaps weiterer amerikanischer Institute hätte auch Österreich schwer getroffen.

Wien. Österreichs Banken haben in den USA 14,8 Mrd. Euro an Forderungen ausständig. Diese Zahl nannte Nationalbank-Chef Ewald Nowotny erstmals bei einem Vortrag für den Universitätsclub Klagenfurt in Abbazia di Rosazzo (Italien). Aufgelistet hat Nowotny auch das Engagement der österreichischen Banken in Irland und in Spanien – also in jenen Staaten, die von der Finanzkrise überdurchschnittlich stark betroffen sind. Damit wird deutlich, dass ein Kollaps von weiteren amerikanischen Instituten auch Österreich schwer getroffen hätte.

Dem Vernehmen nach mussten die Wiener Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers rund eine Mrd. Euro abschreiben. Auch die Pleite der Sparkasse „Washington Mutual“ hat Millionen gekostet. Die Finanzindustrie ist global vernetzt. Um das Risiko zu streuen, werden Großkredite weltweit verteilt. Auch die heimischen Banken machen bei diesen Geschäften mit. Raiffeisen Zentralbank und Erste Bank sind in New York mit Niederlassungen vertreten.

5,7 Mrd. Euro in Spanien

Laut OeNB–Statistik beläuft sich das Irland-Engagement auf 3,8 Mrd. Euro. Das kleine Land wurde von der Krise hart getroffen. Zu Wochenbeginn senkte die Agentur Standard & Poor's das Rating von Irland zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate. Nach Ansicht der Analysten wächst die Gefahr, dass das Land seine Staatsschulden wegen der hohen Kosten für die Rettung der Banken eines Tages nicht mehr bedienen kann. Irland wird als eines der schwächsten Glieder innerhalb der Eurozone angesehen.

In Spanien haben Österreichs Banken 5,7 Mrd. Euro ausständig. In dem südeuropäischen Land ist eine Immobilienblase geplatzt. Einige spanische Institute müssen nun hohe Kreditausfälle verkraften. Ob die Wiener Banken ebenfalls spanische Immobiliendarlehen in ihren Büchern haben, sagte Nowotny nicht. Im internationalen Vergleich seien Österreichs Institute in diesen drei Ländern aber nicht besonders stark vertreten, beruhigt der Notenbank-Chef: „Die starke Konzentration auf die Wachstumsmärkte in Zentral- und Osteuropa führte zum geringen Engagement österreichischer Banken in westlichen Märkten.“ Die 3,8 Mrd. Euro in Irland etwa entsprechen nur einem Prozent aller Auslandsforderungen österreichischer Banken.

Kaum giftige Wertpapiere

Zum Vergleich: In Osteuropa hat die heimische Finanzwirtschaft 201,2 Mrd. Euro an Krediten ausständig. Zusammen mit der Hypo Group Alpe Adria, die zur BayernLB gehört, und der UniCredit-Tochter Bank Austria sind es sogar 300 Mrd. Euro. Wegen der Rezession ist die Rückzahlung einiger Darlehen gefährdet. Nowotny betonte, dass es sich bei Zentral- und Osteuropa um eine wirtschaftlich sehr heterogene Region handelt, „in welcher einige wenige Staaten mit einer schweren Krise konfrontiert sind“. Diesen Länder werde bereits geholfen.

Das Exposure in den baltischen Ländern, die jüngst wegen der Wirtschaftskrise für negative Schlagzeilen sorgten, macht nach den Angaben der Nationalbank 640 Mio. Euro aus – davon entfallen 290 Mio. Euro auf Lettland. Dennoch stellte Nowotny Österreichs Banken ein gutes Zeugnis aus. Denn sie halten kaum sogenannte „toxic assets“ (giftige Wertpapiere). Auch im Krisenjahr 2008 hätten die heimischen Banken „in Summe“ leichte Gewinne gemacht. Durch die Bereitstellung von staatlichem Partizipationskapital (stimmrechtslosen Wertpapiere) aus dem Bankenhilfspaket seien Kapitalbasis und Risikotragfähigkeit deutlich gestärkt worden.

Der Nationalbank-Gouverneur räumte ein, dass in der Finanzindustrie ein Umdenken eingesetzt habe. Es zeichne sich „ein etwas konservativeres Geschäftsmodell der Banken mit einer abnehmenden Bedeutung von Fremdwährungskrediten“ ab. Die Fremdwährungskredite in Österreich seien rückläufig, zugleich steigen die Einlagen der österreichischen Banken im Inland sowie in Zentral- und Osteuropa, „was das hohe Vertrauen der Anleger in diese Institute widerspiegelt“, so Nowotny.

Bislang haben die Banken vom Staat sechs Mrd. Euro an Eigenkapitalhilfen erhalten. Hinzu kommen noch 16 Mrd. Euro an Staatsgarantien für Anleihen. Bis Ende Dezember können die Institute zusätzlichen Geldbedarf anmelden.

Auf einen Blick:

Die OeNB hat das Engagement der österreichischen Banken in den USA, in Spanien und in Irland aufgelistet: Diese Länder sind im Zuge der Finanzkrise überdurchschnittlich stark unter Druck geraten. Die Außenstände in den USA belaufen sich auf 14,8 Mrd. Euro. In Spanien sind es 5,7 Mrd. Euro und in Irland 3,8 Mrd. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2009)

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