Die Kosten für Ökostromförderung steigen in Österreich 2016 kräftig an.
Brüssel. Die Strompreise in der Europäischen Union sind Maroš Šefčovič ein Dorn im Auge. An den Börsen im Großhandel seien sie zu niedrig, bei den privaten Endverbrauchern hingegen viel zu hoch, kritisierte der Vizepräsident der EU-Kommission am Mittwoch bei der Präsentation des Zwischenberichts zur Energieunion 2015. Warum das so ist – und vor allem, wie es sich ändern ließe –, will der Slowake in den kommenden Monaten herausfinden.
In Österreich ist die Antwort vergleichsweise einfach. Auch hier werden die Stromrechnungen der Konsumenten im kommenden Jahr tendenziell steigen, obwohl Elektrizität im Großhandel immer noch günstig ist wie selten zuvor. Der Grund dafür sind die Förderungen für Ökostromkraftwerke. Laut einer aktuellen Verordnung des Wirtschaftsministers fallen zwar die Einspeisetarife für neue Wind- und Solarkraftwerke leicht. Da jedoch deutlich mehr solche Anlagen gebaut werden, steigen die Gesamtkosten um 17 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, kritisiert die Arbeiterkammer. Bezahlen werden das vorwiegend die privaten Stromkunden.
Jede zweite Pipeline aus Russland leer
Bei der Energieunion der EU sind die Preise allerdings nur ein untergeordnetes Thema. Hier geht es vor allem darum, die Energieversorgung Europas sicherer und umweltfreundlicher zu gestalten. Bis 2017 haben die Mitgliedstaaten nun Zeit, ihre nationalen Energiepläne vorzulegen. Die EU will diese koordinieren – und den Fortschritt der einzelnen Länder eng im Auge behalten.
Sorgen bereitet Šefčovič kurz vor Wintereinbruch nicht nur der Strommarkt, sondern vor allem auch Europas Versorgung mit Erdgas. Der Konflikt zwischen dem Lieferanten Nummer eins, Russland, und der Ukraine wirke sich auf die EU aus, warnte er. Derzeit würden nur 50 Prozent der Lieferkapazitäten von Moskau nach Europa genutzt. (auer)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2015)