Westbahn prescht mit Angebot für Pendler vor

Haltestelle Tullnerfeld
Haltestelle TullnerfeldHERBERT PFARRHOFER / APA / pictu
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Die Westbahn nimmt den Halt Tullnerfeld auf und kündigt um bis zu zehn Prozent günstigere Zeitkarten für Pendler an. Der Verkehrsverbund sieht dies als aktionistischen Populismus.

Morgen entscheidet der Verwaltungsgericht Wien über die Vergaben auf Strecke Amstetten-Wien. Und heute überrascht die Westbahn mit einem neuen Pendler-Angebot, in dem sie per 13. Dezember den Halt Tullnerfeld auf der Strecke St. Pölten über Wien-Hütteldorf nach Wien West aufnimmt. "Egal wie das Urteil (des Verwaltungsgerichts, Anm.) ausgeht, wir handeln jetzt im Vorhinein, in dem wir den Halt Tullnerfeld aufnehmen", wird Westbahn-Manager Erich Forster in einer Aussendung des Unternehmens zitiert. Damit werde ein "attraktives Reiseangebot gänzlich ohne Subventionen mit Steuergeld" geboten. Auch neue Zeitkarten für Pendler - teils mehr als zehn Prozent günstiger als im Verkehrsverbund Ostregion (VOR) - werden ab Amstetten nach Wien speziell für Pendler angeboten, kündigte die Westbahn an.

"Das ist reiner aktionistischer Populismus vor dem Hintergrund des schwelenden Konfliktes rund um kundenfreundlichere schnellere Verbindungen", sagt der VOR-Sprecher Huemer zur Westbahn-Ankündigung für Zeitkarten. Man bedauere, dass das Unternehmen das Angebot außerhalb des Verkehrsverbundes lege. Unbenommen sei der Westbahn als privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen natürlich der neue Halt in Tullnerfeld (Gemeinde Judenau-Baumgarten, Bezirk Tulln).

AK fordert Westbahn zu Rückkehr in VOR auf

Der VOR-Sprecher erinnerte auch an den Grund für das Ausscheiden der Westbahn aus dem Verkehrsverbund: Sie habe vor rund zwei Jahren einseitig Aufpreise auf Verbundkarten (z.B. "Peak-Hour-Aufpreise") verlangt "und damit die Prinzipien des Verkehrsverbundes gebrochen - für uns stellt sich die Frage, warum das neue, zugegebenermaßen preislich attraktive Angebot nicht innerhalb des Verbundes zugunsten aller Fahrgäste angeboten werden konnte".

Der AK-Wien-Verkehrsexperte Thomas Hader sieht das laut einer Aussendung der Arbeiterkammer ähnlich. "Pendler brauchen nicht viele Ticketangebote von vielen Anbietern, sondern ein Ticket für alle Busse und Bahnen in der Ostregion." Auch Hader forderte die Westbahn dazu auf, ihr Angebot im Rahmen des Verbundes zu legen. Die Westbahn solle zurück in den Verkehrsverbund.

Gerichtsentscheid erwartet

Sowohl der VOR als auch die mehrheitlich private Westbahn, die das Verfahren anstrengte, rechnen damit, dass morgen der Streit zur Vergabe von Verbindungen durch den VOR auf der Strecke Wien West nach St. Pölten durch das Verwaltungsgericht Wien entschieden werde.

Im Streit geht es um Folgendes: Derzeit fahren die ÖBB fünf Zugpaare von Amstetten aus über St. Pölten, Tullnerfeld, Wien-Hütteldorf nach Wien-West. Sie wollen - mit dem Argument, dies kostenneutral durchführen zu können - dem Vernehmen nach auf bis zu elf Zugpaare aufstocken; einen Stundentakt-Verkehr mit Mittagslücke umsetzen. Die Westbahn nimmt das den ÖBB bzw. dem VOR einerseits bezogen auf die Kostenneutralität nicht ab. Andererseits stört sie sich an den Direktvergaben durch den VOR und fordert eine Ausschreibung - darum geht es auch im Verfahren beim Wiener Verwaltungsgericht.

Der VOR ist uneins mit der Westbahn: "Es handelt sich um eine unwesentliche Änderung bestehender Verträge", so VOR-Sprecher Georg Huemer am Montag auf APA-Anfrage. Es gehe um "eine Umschichtung bestehender Rex200-Züge zwischen St. Pölten und Wien West. Es ist keine neue Direktvergabe und auch keine Ausschreibung notwendig aus unserer Sicht."

Zeitdruck

Die Zeit drängt auch schon wegen des anstehenden Fahrplanwechsels mit 13. Dezember. Hier kommt es wegen des bevorstehenden Vollbetriebes des Wiener Hauptbahnhofes zu größeren Änderungen, die sogenannten eigenwirtschaftlichen Züge der ÖBB (IC, Railjet) fahren dann direkt zum Hauptbahnhof, nicht mehr zum Westbahnhof und halten auch daher auch nicht in Wien-Hütteldorf.

Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung hält laut "FirmenCompass" inzwischen 49,9 Prozent an der Westbahn, Erhard Grossniggs Augusta Holding 32,7 Prozent und die französische Staatsbahn SNFC nur mehr 17,4 Prozent.

(APA)

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