Anleger sollen Rapid Geld leihen

Rapid-Fans können künftig auch finanziell von den sportlichen Erfolgen profitieren.
Rapid-Fans können künftig auch finanziell von den sportlichen Erfolgen profitieren.(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Der Fußballklub will für das neue Stadion Millionen bei Investoren einsammeln. Neben den Basiszinsen winken Bonuszinsen, die vom sportlichen Erfolg abhängen.

Wien. Nach der Auseinandersetzung zwischen Heini Staudinger (Waldviertler Schuh- und Möbelproduzent) und der Finanzmarktaufsicht beschloss der Nationalrat im Sommer ein Crowdfunding-Gesetz. Crowdfunding wird auch „Schwarmfinanzierung“ genannt. Dabei finanzieren viele Kleinanleger ein bestimmtes Projekt. Die bislang größte Initiative im Volumen von drei Millionen Euro kommt nun vom Fußball-Rekordmeister Rapid. Ziel ist es, dass Fans, Vereinsmitglieder und Interessierte dem Klub Geld leihen.

Das Finanzprodukt Rapid InvestTor, das am gestrigen Montag bei der Hauptversammlung des Klubs vorgestellt wurde, dürfte Crowdfunding zu mehr Popularität verhelfen. Der Vorteil ist, dass Firmen und Gesellschaften über diese Finanzierungsform auch kleinere und mittelgroße Beträge aufnehmen können. Die Zinsen, die sie den Anlegern zahlen, sind niedriger als die Kreditzinsen bei Banken. Damit soll sich Crowdfunding als Alternative zum Bankkredit entwickeln. Am Beispiel von Rapid InvestTor lassen sich gut die Vor- und Nachteile dieser Finanzierungsform aufzeigen.

Interessierte können bei Rapid schon ab einem Betrag von 100 Euro mitmachen. Es gibt drei unterschiedliche Produkte. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren bekommen Anleger Zinsen von zwei Prozent pro Jahr ausbezahlt. Bei sieben Jahren sind es 2,5 Prozent und bei neun Jahren winken drei Prozent. Neben dem Basiszinssatz gibt es weitere Bonuszinsen, die vom sportlichen Erfolg abhängig sind. Beim Erreichen der Uefa-Europa-League-Gruppenphase verspricht Rapid zusätzliche Zinsen von 1,0 Prozent des jeweilen Kalenderjahres, beim Erreichen der Uefa-Champions-League-Gruppenphase sind es vier Prozent.

Zeichnen kann man über die Internet-Plattform www.conda.at. Konto- und Verwaltungskosten werden nicht verrechnet. Weil die Zinsen höher sind als auf einem Sparbuch, sollte man auf die Risken achten.

Darlehen sind unbesichert

Die jährlichen Zinsen zahlt Rapid aus, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind – wie beispielsweise keine Zahlungsunfähigkeit, ein positives Eigenkapital und ein positives Ebita (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Außerdem sind die Darlehen unbesichert und nachrangig. So werden die Forderungen der Anleger im Falle der Liquidation oder der Insolvenz von Rapid erst nach den Forderungen der anderen Gläubiger bedient.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es Rapid nicht immer gut ging. Zu Beginn der 1990er-Jahre stürzte der Klub sportlich und finanziell in eine Krise. Die 1991 ausgegebenen Rapid-Aktien stürzten an der Börse ab und wurden aus dem Verkehr gezogen. Allerdings ist die damalige Situation mit der heutigen nicht vergleichbar. Trotzdem sollen potenzielle Investoren nicht nur die sportlichen Erfolge, sondern auch die Geschäftszahlen im Visier haben. Im Geschäftsjahr 2014/15 machte Rapid einen Umsatz von 24,64 Millionen Euro und einen kleinen Gewinn von 50.344 Euro.

Rapid will das über Crowdfundig eingesammelte Geld für das im Bau befindliche Allianz-Stadion verwenden. Das Gesamtbudget für dieses Projekt liegt bei rund 53 Millionen Euro und ist laut Rapid-Angaben ausfinanziert. Das nun vorgestellte Finanzprodukt sei laut Rapid-Präsident Michael Krammer eine „starke weitere Säule unseres neuen Stadions“.

Auf einen Blick

Über Crowdfunding will der SK Rapid Geld auftreiben. Interessierte können schon ab einem Betrag von 100 Euro mitmachen. Zur Auswahl stehen drei Produkte mit unterschiedlichen Laufzeiten. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren bekommen Anleger beispielsweise Zinsen von zwei Prozent pro Jahr ausbezahlt. Daneben gibt es Bonuszinsen, die vom sportlichen Erfolg abhängig sind. Investoren sollten auch die Risken beachten. Die Darlehen sind unbesichert und nachrangig. Im Falle der Insolvenz werden die Anleger erst nach den Forderungen der anderen Gläubiger bedient.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2015)

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