Übernahmen: Immos im Machtduell

Conwert baut Personal ab.
Conwert baut Personal ab.(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Deutsche Wohnen will sich mit dem Kauf der Patrizia gegen Annington stärken. Conwert streicht indes ein Fünftel der Stellen.

Frankfurt/Wien. Mit der Übernahme der Conwert ist die Deutsche Wohnen im April gescheitert. Jetzt sucht die Nummer zwei auf dem deutschen Immobilienmarkt eine neue Chance, sich gegen den als feindlich angesehenen Übernahmeversuch durch die Nummer eins, Vonovia, zu wappnen. Insidern zufolge sei der Berliner Wohnungskonzern mit der Augsburger Patrizia Immobilien grundsätzlich einig über die Übernahme von rund 14.000 Wohnungen, hieß es am Mittwoch. Die Wohnungen werden mit mehr als einer Mrd. Euro bewertet und liegen verstreut über Deutschland. Patrizia hatte den Wohnungsbestand erst im Frühjahr gekauft.

Nach dem Fehlschlag bei der Conwert wollte die Deutsche Wohnen die kleinere LEG schlucken. Die Pläne scheiterten aber am Widerstand ihrer Aktionäre. Nun sollen die Vonovia-Aktionäre am Montag über den Übernahmeplan für die Deutsche Wohnen abstimmen. Das Angebot gilt aber nur, falls die Deutsche Wohnen keine große Kapitalerhöhung ankündigt. Das könnte nun im Zusammenhang mit den Kaufplänen für die Patrizia erfolgen.

Der neue Conwert-Chef, Wolfgang Beck, kann die Ränke um seinen langjährigen Arbeitgeber Vonovia (früher Annington) erste Reihe fußfrei beobachten und den selbst durch Eigentümer-Turbulenzen gegangenen österreichischen Immobilienkonzern in ruhigeres Fahrwasser steuern. Im August übernahm die deutsche Adler Real Estate knapp 25 Prozent der Conwert vom israelischen Milliardär Teddy Sagi, der kurz zuvor das Paket Hans Peter Haselsteiner abgekauft hatte.

Beck konnte bei seinem ersten Auftritt in der Öffentlichkeit am Mittwoch mit 68,6 Mio. Euro das beste Neunmonatsergebnis in der Conwert-Geschichte präsentieren. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres gab es minus 19,9 Mio. Euro. ist Die Verbesserung verdankt sich der Erhöhung der Mieten und der Reduktion der Leerstände sowie Neubewertungen. 60 Prozent des für heuer mit 65 Mio. Euro erwarteten Vorsteuerergebnisses werden als Dividende ausgeschüttet. Die Conwert-Aktie zog leicht an.

Dennoch setzt Beck ein Sparprogramm auf: Ein Fünftel der 450 Mitarbeiter muss gehen, die Kosten sollen bis Sommer 2016 um acht Mio. Euro sinken. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen. Darüber hinaus wird die Conwert Gewerbeimmobilien abstoßen und sich auf Wohnimmobilien in Wien und Deutschland konzentrieren. Rund ein Drittel des Bestandes mit einem Wert von 900 Mio. Euro – davon 700 Mio. Euro in Gewerbeimmobilien – gehört nicht zum Kerngeschäft und steht daher zum Verkauf. Während heuer Objekte im Wert von 150 bis 200 Mio. Euro abgestoßen werden, soll der Verkaufswert im nächsten Jahr bei 300 bis 350 Mio. Euro liegen.

Offen hält sich das Unternehmen die Begebung einer Anleihe, die mit 500 Mio. Euro geplant war, wegen des schlechten Marktumfelds aber verschoben worden ist. Ob die vom Verkauf der Gewerbeimmobilien besonders betroffene Tochter ECO Business dann von der Börse genommen wird, wollte Beck nicht kommentieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2015)

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