Bitte keine Geschenke!

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Die Compliance-Vorschriften haben teils skurrile Auswüchse.

Es war ein netter Nachmittag bei einer Runde Golf, einem guten, aber bescheidenen Buffet und nicht zu teurem Wein. Das Architekturbüro, das Mitarbeiter von Baufirmen in den Colony Club Gutenhof in Himberg bei Wien eingeladen hatte, wollte es nicht allzu nobel machen. Dennoch fühlten sich ein paar Golfspieler unwohl. „Am Ende wurde ein Karton aufgestellt und darauf hingewiesen, dass die Kosten bei etwa 100, 150 Euro pro Person liegen und es jedem freigestellt ist, das Geld in die Box zu werfen“, erzählt ein Teilnehmer. Nicht wenige taten das.

Seit in Deutschland 2012 ein Bundespräsident zurücktreten musste, weil er sich um 750 Euro beim Oktoberfest einladen ließ (Christian Wulff wurde am Ende vom Vorwurf der Korruption freigesprochen), nimmt man die Compliance-Vorschriften noch ein wenig ernster. Geschenke anzunehmen oder zu machen ist in den meisten Firmen mittlerweile tabu. Seit der Verschärfung des Korruptionsstrafrechts in Österreich 2013 bleiben als straffreie Zuwendung nur noch „die drei K: Kalender, Kugelschreiber, Klumpert“, wie ein Strafrechtler erklärt.

Das führt zu teils skurrilen Auswüchsen: Bei der Wirtschaftsagentur der Stadt Wien ließ man Geschäftspartner in der Vergangenheit schriftlich wissen, dass man „von Weihnachtsgeschenken, mögen es auch geringwertige Zuwendungen sein, Abstand“ nehmen möge. Sogar eine Schachtel mit Keksen ließ man zurückschicken mit dem Hinweis, dass den Mitarbeitern „die Annahme jedweder Zuwendung nicht gestattet ist“.


Liste mit Wünschen. Ein österreichischer Kundenbetreuer eines US-Softwareunternehmens ließ vor ein paar Jahren bei einer Weihnachtsfeier ebenfalls einen Box aufstellen mit dem Hinweis, dass Essen und Wein etwa 30 Euro pro Person gekostet hätten. „Es kam einiges Geld zusammen“, berichtet er. Man spendete es einem karitativen Zweck.

Nur die Älteren erinnern sich noch, wie es früher war. Da schickten Firmen, beispielsweise Siemens, Listen an Beamte und Geschäftspartner, auf denen man seinen Geschenkswunsch ankreuzen konnte: Videorecorder, Waschmaschine, Mikrowelle.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2015)

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