Hundstorfer: Zielpunkt-Pleite ist "Riesensauerei"

APA/ROBERT JAEGER
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Der Sozialminister versteht die Gewerkschaftskritik am Zielpunkt-Eigentümer Pfeiffer. Bei der Insolvenz passe vieles nicht zusammen.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer kann die scharfe Kritik der Gewerkschaften an der Pleite der Handelskette Zielpunkt nachvollziehen. Dass Eigentümer Georg Pfeiffer die Insolvenz völlig überraschend Ende November - noch vor Auszahlung des Weihnachtsgeldes - angesetzt hat, sei "emotional eine Riesensauerei", sagt der Minister im Gespräch mit dem "Standard". Verdächtig seien vor allem die Immobilienkäufe Zielpunkts kurz vor der Insolvenz. "Wenn man gleichzeitig andere Teile der Firma verkauft und Geld lukriert, ist es nachvollziehbar, dass jeder Emotionen entwickelt und fragt: Warum zahlt er jetzt nicht noch die 26 Millionen?", sagte Hundstorfer. Pfeiffer hat Anfang November die Firma Trei gekauft, die 70 Zielpunkt-Immobilien besitzt. Es könne der Pfeiffer-Gruppe "nicht so schlecht gehen", wenn sie Interesse an Zielpunk-Standorten für die Tochter Unimarkt zeige. Hundstorfer: "Das passt alles nicht zusammen."

Der Insolvenzentgeltfonds müsse nun ohnehin automatisch prüfen, "ob es hier etwas gab", sagt der Sozialminister.  Gewerkschaft und Arbeiterkammer würden natürlich ihren Teil dazu beisteuern. 

"Belastung" für den Arbeitsmarkt

Mit der Zielpunkt-Pleite fallen rund 2700 Jobs weg. Die Arbeitslosen seien "eine Belastung", sagt Hundstorfer. Es gebe nämlich bereits 38.000 Personen auf Jobsuche im Einzelhandel. Hinzu komme, dass sich viele Filialen in Wien befinden, wo eine Übernahme durch andere Ketten kartellrechtlich schwierig wird. Hundstorfer rechnet dennoch damit, "dass zumindest ein gewisser Prozentsatz von anderen Unternehmen weitergeführt wird."

>>> Interview auf "Standard.at"

(Red.)

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