Hasspostings treiben Spar zu Rückzieher bei Halal-Fleisch

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Der Lebensmittlerhändler stoppt einen vor zwei Wochen begonnenen Verkaufstest. Eine Abwägung von Umsatz und Imageschaden habe zu dieser Entscheidung geführt, so Spar.

"Als österreichisches Unternehmen sollte man sich um österreichische Tradition kümmern und diese zelebrieren, und nicht andere Bräuchen frönen". So lautete ein noch harmloserer Eintrag auf Facebook zu der Tatsache, dass der Konzern Spar erst kürzlich als Test in 20 Wiener Filialen in Gegenden mit hohem muslimischen Bevölkerungsanteil den Verkauf von Halal-zertifiziertem Fleisch gestartet hatte, den das Lebensmittelunternehmen nun jedoch wieder einstellte.

Es habe fremdenfeindliche Anwürfe und Kritik gegeben, dass man den Dschihad unterstütze. Präsent war auch der Vorwurf der Tierquälerei, andererseits aber auch die Kritik, dass die Produkte nicht halal genug gewesen seien, so die Spar-Sprecherin. Die Einstellung des Verkaufs geschehe "aufgrund der (unbegründeten!) Vorwürfe und der überhitzten Facebook-Diskussion", so das Unternehmen.

Muslime wachsende Bevölkerungsgruppe

"Wir haben den Umsatz gegen den Imageschaden abgewogen und gesagt, dass wir es lassen", so die Sprecherin. "Wir sind nicht erfreut. Aber scheinbar ist die Zeit noch nicht reif für so etwas in Österreich." Dabei seien ganz nüchterne Überlegungen hinter dem Versuch gestanden. Man decke auch den Bedarf von Veganern oder Laktoseintoleranten ab, und Muslime mit ihren eigenen Ernährungsbedürfnissen seien eine wachsende Bevölkerungsgruppe.

Spar hält auf seiner Unternehmenswebsite und auf Facebook fest, dass es niemals Fleisch aus Schächtungen bei Spar gegeben habe. Die verwendete Halal-Zertifizierung habe immer die Betäubung der Tiere vor der Schlachtung beinhaltet. Einziger Unterschied zu allen anderen Schlachtungen nach österreichischen Richtlinien war ein Gebet gewesen, das während der Schlachtung gesprochen wurde.

Rewe bietet weiter Halal-Produkte an

Auch der Rückzieher löst in den sozialen Medien Kritk aus. "Wenn sich Spar von Nazis unter Druck setzen laesst, dann wird es wohl Zeit fuer den Gegendruck. Ich auf jeden Fall kaufe ab heute nicht mehr bei Spar", ließ Autor und Regisseur David Schalko auf Facebook wissen.

Bei Rewe hält man hingegen an Halal-Produkten fest, und das schon seit Jahren. Anfeindungen und Kritik gebe es zwar immer wieder, aber aus den unterschiedlichsten Anlässen. "Dass sich die Konsumenten immer mehr äußern, zeigt sich durchgehend", hieß es zur APA.

Trotz Anfeindungen an einer Produktlinie festgehalten hat auch die niederösterreichische Molkerei NÖM AG. Stein des Anstoßes waren im Jahr 2010 mit "Süt" auf türkisch beschriftete Milchpackungen. Man habe sich davon nicht abbringen lassen, so ein Sprecher, und bis heute gebe es türkisch beschrifteten Topfen von NÖM. Die anderen Produkte - Milch, Ayran, Naturjoghurt - habe man wegen der geringen Nachfrage nicht mehr im Programm. Die Kundengruppe habe man aber nachhaltig für sich gewonnen, die Geschäfte am Brunnenmarkt verkauften bis heute NÖM-Produkte.

(APA)

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