"Hochlöbliche" Schilder

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Albert Lechner produziert mit seiner Firma Holzschilder im Stil der k. u. k. Zeit. Das gefällt vielen Jägern, Gastronomiebetrieben - und der amerikanischen Botschaft.

Hochlöbliche Dermatologin steht auf dem Schild geschrieben. Auf einem anderen: Landesbefugte Zahnärztin, daneben: kaiserliches Jagdstüberl. Ebenfalls zu finden: geprüfter Ehemann. Und die ebenfalls kaiserlich-königlich geprüfte Ehefrau. Über den Schriftzügen ist so gut wie immer das Wappen der österreichisch-ungarische Monarchie zu finden. Eine Erinnerung an eine lang zurückliegende Zeit.

Schilder wie diese sind derzeit auf dem Weihnachtsmarkt Am Hof in Wien zu finden, ebenso auf den Weihnachtsmärkten in Schönbrunn und beim Stephansdom sowie freilich im Geschäft in der Bräunerstraße 3 im ersten Bezirk sowie in der eigentlichen Produktionsstätte im zweiten Bezirk.

In der Schildermanufaktur werden seit 40 Jahren Holzschilder im k. u. k. Look hergestellt. Alles Handarbeit. In Österreich ist die Firma damit ein Unikum. „Ich bin nach wie vor interessiert, dass dieses Handwerk weiter gepflegt wird“, sagt Geschäftsführer Albert Lechner mit unüberhörbarem Tiroler Akzent. „Aber man muss eine gewisse Einstellung haben, um dieses Geschäft machen zu wollen. Das kann man ja nur verkaufen, wenn man auch dahintersteht“, sagt Lechner. Und die Liebe für die Zeit hat er. Lechner ist in Tirol aufgewachsen, bis er für seine Ausbildung nach Wien kam. Er ist selbst bei einem k. u. k. Traditionsregiment. „Ich bin ein historisch sehr interessierter Mensch und umgebe mich auch gern mit Dingen, die historisch aussehen“, erklärt er. Seine Schwärmerei für die k. u. k. Zeit erklärt er mit einem „verklärten Blick nach hinten. Also ich verneine nicht den Fortschritt, aber es ist ein bisschen ein Anker nach hinten.“

So hat er auch die Schildermanufaktur kennengelernt. Als Kunde. Denn die Firma hat nicht er, sondern Kurt Bauer im Jahre 1974 gegründet. Lechner übernahm die Manufaktur schließlich im Jahr 2007. Mitsamt den nun sechs Mitarbeitern. Bauer selbst hatte keinen Nachfolger. Davor war Lechner im Management einer großen Firma tätig. Da blieb er auch. Zuerst führte er die Schildermanufaktur nämlich im Nebengeschäft, erst seit Sommer 2015 hauptberuflich. „Es war auch die Entscheidung für eine bewusste Entschleunigung“, sagt er.

Die Schilder bestehen je nach Ausführung entweder aus Vollholz (Fichte) oder aus Sperrholz. Damit das Schild eine Patina bekommt, wird das Holz zuerst grundiert. Anschließend das Motiv festgelegt. Da spielt dann doch moderne Technologie eine Rolle. Die Entwürfe werden von einem Grafiker am Computer gemacht. Damit die Kunden sich vorstellen können, wie das Schild schlussendlich aussehen wird. Dann kommen die drei Malerinnen zum Zug.

Sie alle haben eine künstlerische Ausbildung. Zwei kommen von der Kunstschule, eine sogar von der Kunstakademie. Für Letztere ist das Malen der Schilder der Brotberuf. Der dann doch sehr individuell ist. Lechner sagt, er könne bei jedem Schild sagen, welche Malerin es gefertigt hat. „Weil jede eine eigene Handschrift hat. Insofern kann man bei den Schildern schon von Unikaten sprechen.“ Unterschiedlich sind auch ihre Interessen. Die eine hätte eine Liebe für die kleinen und feinen Motive, die andere mehr für Größeres und Gröberes.

Gesetz und Sitten

Da passt es gut, dass nicht nur die Schilder in ihrer Größe variieren, sondern auch die Wünsche der Kunden. „Das Gesetz und die guten Sitten sind unsere Grenzen, aber sonst malen wir alles“, sagt Lechner.

Freilich gibt es auch ein großes Standard-Repertoire. Dazu gehört etwa jede Art von Beruf, der dann mit einem Adjektiv ergänzt wird. Privilegierter Augenarzt oder hochlöblicher Fliegenfischer. „Manche legen das modern aus“, sagt Lechner. Immerhin hätte es den privilegierten Computertechniker zur Zeit der Monarchie noch nicht gegeben. Weiters im Angebot: Türschilder, Sprüche und Dekorationsschilder für die Gastronomie. Die seien laut Lechner in letzter Zeit besonders beliebt. „Es geht in der Gastronomie zurück zu einer vorsichtigen Gemütlichkeit. Mit Landhausstil und Handschreibtafeln.“ Sehr beliebt bei den Kunden seien auch Schießscheiben mit Porträts. Auch weil es „doch noch sehr viele Jägerschaften und Schießvereine gibt“.

Therapeuten und Professoren

Ebenfalls beliebt sind kleinere Schilder, die auf dem Avdentmarkt vor allem als Mitbringsel von den Kunden gekauft werden. Darauf oft zu lesen: der privilegierte Professor, die hochlöbliche Proseccotante oder Keksbäckerin. Besonders nachgefragt: der Beruf Therapeut. „Ich glaube, Therapeuten in ganz Österreich haben ihre Praxen mit unseren Schildern voll, weil sie die von ihren Patienten bekommen haben“, sagt Lechner.

Was ebenfalls gut funktioniere, seien Katzen- und Hundeschilder. Vor allem jene mit dem Spruch. „Hier wohne ich mit meinem Personal“. „Die Leute sehen sich gern als Diener ihre Tiere“, sagt Lechner mit einem Lächeln. Zu seinen Stammkunden gehört übrigens auch die US-Botschaft in Wien, die für ihre Mitarbeiter nach Ende ihrer Dienstzeit ein Schild mit der Aufenthaltsdauer in Österreich anfertigen lässt.

Rund 25 Euro kosten die einfachen Schilder, je größer sie sind, desto teurer wird es. Eine Schießscheibe ist etwa für rund 300 Euro zu haben. Die Schilder können auch online gekauft werden. Wobei Lechner das größte Geschäft noch immer auf den Weihnachtsmärkte macht. „30 Prozent unseres Umsatzes machen wir in fünf Wochen“, erzählt er. Weihnachten ist für ihn und sein Team die anstrengendste Zeit im Jahr. „35 Tage hört sich nicht so lang an. Aber wenn man die ganze Zeit auf Hochtouren arbeitet, kommt man schon an die Belastungsgrenzen.“

Daher wird erst nach Weihnachten so richtig an Expansion gedacht. Vielleicht sogar mit einem neuen Maler größerer Schilder. Und der Idee einer neuen Produktserie. Die dann eher in Richtung staffieren und vergolden gehen wird.

Fakten

SchildermanufakturBilderwerkstatt Kunsthandwerk heißt die Firma von Albert Lechner in der langen Ausführung. Lechner und seine sechs Mitarbeiter produzieren Holzschilder im k. u. k. Stil sowie Schießscheiben und Gastronomie-dekoration.

Ein Schild kostet je nach Aufwand und Größe 24 bis 300 Euro und mehr. Es gibt vorgefertigte Schilder und welche, die auf Wunsch der Kunden individuell gefertigt werden.

www.schilderundbilder.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2015)

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