Für den Asset-Swap mit Gazprom bringt die OMV ihre Raffinerien in Stellung. Zuerst sollen sie in eine eigene Firma ausgelagert werden. Die Suche nach einem weiblichen Vorstand bringt Treffer.
Wien.Vor dem Hintergrund der seit gestern laufenden Aufsichtsratssitzung in der OMV kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Österreichs größter Konzern sein Raffinerie- und Tankstellengeschäft (Downstream) für den geplanten Tausch von Vermögenswerten (Asset-Swap) mit der russischen Gazprom zu präparieren beginnt. Als „eigentlich ausgemachte Sache“ bezeichnet eine Quelle aus OMV-Kreisen, dass die Raffinerien in Schwechat und im bayerischen Burghausen in eigene Gesellschaften ausgelagert werden, um so eine anschließende Beteiligung der Russen zu ermöglichen. Nur das Raffineriegeschäft in Rumänien werde nicht angerührt, weil Rumänien eine Beteiligung der Russen nicht zulassen werde.
Dieses Szenario wird auch von zwei weiteren Personen, die dem OMV-Vorstand bzw. -Aufsichtsrat nahestehen, bestätigt. Die OMV selbst will die Details nicht kommentieren: „Fakt ist, dass die Gespräche und Verhandlungen mit Gazprom laufen“, so ein Sprecher.
Welche Aktiva neben dem Downstream-Geschäft noch für den milliardenschweren Swap angeboten wurden, ist nicht bekannt. Kolportiert werden OMV-Aktiva in der Nordsee oder Gasspeicher in Österreich, wogegen sich aber der Widerstand des Regulators regen dürfte, weil Gazprom schon stark im hiesigen Speichergeschäft engagiert sei. Im Gegenzug erhält die OMV jedenfalls 24,99 Prozent am sibirischen Gasfeld Urengoy.
Auch die Russen sollen an den OMV-Raffinerien weit weniger als 50 Prozent erhalten, weil andernfalls der Betriebsrat opponieren würde. Ohnehin gehe es Gazprom – so ein OMV-Insider – nicht um die Raffinerie als ganze, sondern um den Zugang zu modernem Know-how: „Über eine Beteiligung bekommen sie totalen Einblick.“
Erster Name für weibliche CFO
Der Asset-Swap muss jedenfalls in den kommenden Wochen stehen. Am 18. Februar nämlich stellt der neue OMV-Chef Rainer Seele, der die OMV auch am Ausbau der russischen Ostseepipeline Nord Stream beteiligt, die neue Konzernstrategie vor. Im Großen und Ganzen steht sie bereits, denn nach Informationen der „Presse“ hat Seele sie bereits am 2. Dezember Finanzminister Hans Jörg Schelling präsentiert. Dem Vernehmen nach ist darin auch enthalten, dass die OMV einen Ausstieg aus ihren Aktivitäten sowohl im wohlgemerkt profitablen Neuseeland als auch im instabilen Jemen und Libyen plant.
Wer indes dem vorzeitig scheidenden Finanzvorstand, David Davies, nachfolgt, ist ungewiss. Davies nimmt sich bereits für alle merkbar zurück. Für die Verhandlungen um seine Vertragsauflösung hat er inzwischen den Arbeitsrechtsexperten Helmut Preyer hinzugezogen. Er vertrat auch Ex-OMV-Boss Gerhard Roiss bei seinem Ausscheiden. Indes hat die von der Öbib-Chefin, Martha Oberndorfer, initiierte Suche nach einer Frau als Nachfolgerin „Presse“-Informationen zufolge zumindest einen Treffer erbracht: Barbara Potisk-Eibensteiner, seit 2012 Finanzvorständin des Feuerfestkonzerns RHI. Zuletzt mehrten sich Hinweise, dass eine Frau tatsächlich auch das Rennen gegen eine bisher auf der Shortlist stehende Männerriege machen könnte.
Schwierig gestaltet sich die Suche nach einem künftigen fünften Vorstand für Gas, Einkauf. Seeles Favorit, sein Ex-Vorstandskollege bei der deutschen Wintershall, Ties Tiessen, wird nach schwierigen Verhandlungen von den Deutschen doch nicht freigegeben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2015)