Nationalbank: In fünf Jahren ist jeder dritte Bankjob weg

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Niedrige Zinsen und geringes Wachstum sind „neue Normalität“ für die Banken, so die OeNB. Sie müssten daher ihre Strukturen anpassen.

Wien. Erst am Dienstag hat die Bank Austria ihr Reduktionsprogramm für das Privatkundengeschäft bekannt gegeben. Wie berichtet wird die Zahl der Filialen von 190 auf 120 verringert. Wie viele Mitarbeiter davon betroffen sein werden, wollte Bank-Chef Willibald Cernko zwar nicht genau beziffern – es dürfte sich jedoch um eine Zahl von gut 1500 Angestellten handeln, die durch natürliche Fluktuation bis 2018 abgebaut werden sollen.

Eine Entwicklung, die nach Ansicht von Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny in den kommenden Jahren noch weit größere Ausmaße annehmen wird. „Seit Beginn der Krise hat sich die Zahl der Bankangestellten in Österreich bereits um 5000 auf 75.000 verringert. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass in den nächsten fünf Jahren ein Drittel davon wegfällt“, so Nowotny am Freitag bei der Präsentation des aktuellen „Financial Stability Report“ der OeNB.

Großer Bankenapparat

Grund dafür ist, dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern immer noch einen sehr großen Bankenapparat hat, bei dem es bisher auch nur geringe Einschnitte gegeben hat. So sind, trotz jüngster Rückgänge, fast 1,8 Prozent der heimischen Beschäftigten in einer Bank tätig – deutlich mehr als im Schnitt des Euroraums mit 1,4 Prozent oder anderen EU-Ländern (siehe Grafik).

Zum Teil wird das durch die große Expansion der heimischen Institute Richtung Osteuropa erklärt, die naturgemäß auch in den Zentralen in der Heimat viele neue Arbeitsplätze gebracht hat. Allerdings sind die Banken auch im inländischen Geschäft sehr breit aufgestellt. 4200 Bankfilialen gibt es laut Zahlen der OeNB hierzulande. Eine Filiale kommt somit auf 2000 Einwohner. „Diese Zahl hat sich seit dem Jahr 2008 kaum verändert, während sie im restlichen Euroraum von 1700 auf 2100 hinaufgegangen ist“, sagt der für Bankenaufsicht in der Nationalbank zuständige Vize-Gouverneur Andreas Ittner. Allerdings sei die Situation in den anderen europäischen Ländern nicht einheitlich. So gebe es etwa in den Niederlanden ein Verhältnis von 9000 Kunden pro Filiale – in Spanien liege diese Zahl indes sogar noch unter jener Österreichs.

(c) Die Presse

Grundsätzlich seien die heimischen Strukturen jedoch zu teuer. Vor allem angesichts der „neuen Normalität“ von geringen Zinsen und schwachem Wirtschaftswachstum. Dadurch seien die Margen vor allem für kleinere und mittlere Banken von knapp drei Prozent zur Jahrtausendwende auf inzwischen unter zwei Prozent stark geschrumpft.

Die Nationalbank empfiehlt den Banken daher nicht nur den Ausbau der Aktivitäten abseits des klassischen Zinsgeschäfts und eine Straffung der Strukturen. Auch die „Gratis-Mentalität“ müsse in einigen Bereichen wohl überdacht werden. So sei etwa Österreich das einzige Land in Europa, bei dem Abhebungen vom Bankomat weder im Inland noch im EU-Ausland etwas kosten.

Dies sei notwendig, damit die Banken auch in Zukunft genügend Erträge erwirtschaften können, um ihre Kapitalbasis zu stärken, was von der europäischen Aufsicht, deren heimische Vertreterin die OeNB ja ist, verlangt wird. Denn dass Banken stattdessen höheres Risiko auf sich nehmen, um die Erträge zu steigern, werde die Aufsicht „nicht akzeptieren“, so Ittner.

Geringes Wachstum erwartet

Dass sich die Rahmenbedingungen künftig kaum verbessern werden, bestätigte auch die Ratingagentur Moody's. Laut einem in der Nacht auf Freitag veröffentlichten Bericht soll das Wirtschaftswachstum bis zum Jahr 2019 bei durchschnittlich 1,2 Prozent liegen. Die größte Herausforderung für die Regierung sei dabei, die Staatsschulden zu reduzieren. Der aktuelle Bericht stellt kein Rating dar. Österreich droht aber der Verlust der Bestnote AAA, Ende Oktober senkten die Bonitätswächter den Ausblick von stabil auf negativ. (jaz/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2015)

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