ÖsterReich: 10.000 Millionäre weniger

(c) Disney
  • Drucken

Studie: Im Zuge der Finanzkrise ist in Österreich die Zahl der Millionäre um 10.200 auf 62.100 gesunken. Die Reichen bevorzugen nun sichere Investments. Rund 17 Prozent des Vermögens wurde in Cash gehalten.

Wien/Vaduz. Die Finanzkrise trifft auch Reiche und Vermögensverwalter. In Österreich ist im Vorjahr die Zahl der Euro-Millionäre um 10.200 auf 62.100 gesunken. Dies geht aus dem jüngsten Vermögensreport hervor, der vom Liechtensteiner Investmenthaus Valluga und der Unternehmensberatung Amadeus Consulting erstellt wurde. Die beiden Firmen veröffentlichen jährlich einen ausführlichen Bericht über den Vermögensstatus der Millionäre in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Der Report basiert auf Befragungen von Vermögensverwaltern und Banken im deutschsprachigen Raum. Demnach haben Österreichs Wohlhabende 2008 im Zuge der Krise 35 Milliarden an Vermögen verloren. Dies entspricht einem Minus von knapp 16 Prozent. In Summe halten die 62.100 Millionäre aber immer noch 185 Mrd. Euro an Finanzanlagen.

Etwas besser haben laut Vermögensreport die Reichen in den Nachbarländern abgeschnitten. Deutsche Millionäre büßten zehn Prozent ihres Vermögens ein, in der Schweiz neun Prozent.

„Trotz der vorgenommenen Umschichtungen in den Portfolios im Jahr 2008 in scheinbar sichere und weniger volatile Anlagekategorien war es auch den Millionären nur in Einzelfällen möglich, ihr Vermögen abzusichern“, sagt Reinhard J. Berger, Projektleiter der Millionärsstudie.

Verluste mit Aktien

Gemessen an den Kurseinbrüchen an den meisten Aktien- und Immobilienmärkten sind die Wohlhabenden mit einem „blauen Auge“ davon gekommen. Zum Vergleich: Der Wert der an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen sank 2008 um 44,6 Prozent, in Zürich waren es 36,2 Prozent und in Wien sogar 66,1 Prozent.

Wie stark die Krise bei den Reichen und Superreichen angekommen ist, zeigt auch die zuletzt veröffentlichte Forbes-Liste. Allein das Vermögen des US-Investors Warren Buffet soll 2008 um 25 Mrd. Dollar auf 37 Mrd. Dollar geschrumpft sein.

„Die Untersuchung zeigt aber auch, dass Millionäre über bessere Zugänge zu profitablen Investments verfügen. Aus diesem Grund sind ihre Portfolios wesentlich besser diversifiziert und damit krisenresistenter als die Portfolios der übrigen Anleger“, analysiert Studienautor Berger.

Die stärksten Verlustträger der Millionärsportfolios waren im Vorjahr Aktien, gefolgt von „Alternative Investments“ (wie beispielsweise Hedgefonds, Beteiligungen an Private Equity-Gesellschaften und Rohstoff-Investments wie Gold, Öl und Silber). Direkte und indirekte Immobilieninvestitionen brachten meist auch Verluste.

„Große Gewinner des Jahres 2008 waren Anleihen. Diese verhalfen den Portfolios der Reichen zu einem soliden Gewinnbeitrag von acht bis zehn Prozent“, heißt es in dem Vermögensreport.

Das durchschnittliche Millionärsportfolio wies im Vorjahr eine Aktienquote von 31 Prozent auf. Der Anteil an Anleihen lag bei 28 Prozent. 13 Prozent der Gelder waren in Immobilien und elf Prozent in Alternative Investments veranlagt.

„Cash ist King“

Rund 17 Prozent des Vermögens wurde in Cash gehalten. „Cash ist King – diese Grundregel gilt auch für Millionäre“, so Berger.

Im Zuge der Krise haben die Vermögenden begonnen, ihre Portfolios zugunsten sicherer Investments umzuschichten. Laut der von den Studienautoren durchgeführten Befragungen wollen die Millionäre die Aktienquote bis 2010 auf 27 Prozent reduzieren. Ausgebaut werden soll der Anteil an Anleihen und Cash.

Trotz der jüngsten Verluste besitzen die Millionäre in Österreich, Deutschland und in der Schweiz rund ein Drittel (32,7 Prozent) des gesamten Finanzvermögens der Region. Am dichtesten konzentriert sich das Vermögen in der Schweiz, wo Millionäre 36,7 Prozent des Gesamtvermögens besitzen. In Österreich sind es 31,8 Prozent und in Deutschland 29,8 Prozent. Internationalen Studien zufolge gibt es weltweit rund zehn Millionen Haushalte, die über eine Million Dollar in Bargeld, Wertpapieren und Fonds angelegt haben.

Zwei Drittel dieser Haushalte sind in Nordamerika und in Europa angesiedelt – die meisten Millionärshaushalte gibt es in den USA.

("Die Presse" Printausgabe vom 24. Juni 2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.