Hypo-Verstaatlichung: Dörfler fuhr "völlig unvorbereitet" nach Wien

APA/HERBERT PFARRHOFER
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Im Hypo-U-Ausschuss sagt Kärntens Ex-Landeshauptmann Gerhard Dörfler aus. Er sagt, die damalige Regierung habe keine Informationen zu den Verstaatlichungsplänen weitergegeben.

Der freiheitliche Kärntner Ex-Landeshauptmann Gerhard Dörfler hat im Hypo-U-Ausschuss am Mittwoch die Informationspolitik der Bundesregierung im Vorfeld der Notverstaatlichung kritisiert. Er sei am 12. Dezember 2009 vom damaligen Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) um 09.00 Uhr per SMS zu einer Sitzung nach Wien eingeladen worden und habe dann erst von den Verstaatlichungsplänen erfahren. Davor habe es von der Bundesregierung keine Informationen zu den Verhandlungen mit den Bayern an die Kärntner Landesregierung gegeben. Die Kärntner Vertreter seien "völlig unvorbereitet" nach Wien gefahren. "Ich dachte, es wird ein Update, ein Programm für eine Hypo-Stabilisierung", erinnerte sich Dörfler.

Der Alt-Landeshauptmann und nunmehrige Bundesrat betonte mehrmals, dass er kein Entscheidungsträger im gesamten Hypo-Komplex gewesen sei, weil er nicht Aufsichtsorgan der Kärntner Landesholding gewesen sei. Der "politischer Eigentümer" sei der damalige Aufsichtsratschef der Kärntner Landesholding und ÖVP-Chef Josef Martinz gewesen - freilich saßen auch Freiheitliche mit im Aufsichtsrat, namentlich etwa der Ex-FPÖ-, -BZÖ und -FPK-Politiker Uwe Scheuch.

Am 19. November 2009 habe es auf Wunsch der Hypo-Mitarbeiter eine Resolution der Landespolitik gegeben, in dem der Bund aufgefordert wurde, ein weiteres Hypo-Hilfspaket zu schnüren, erinnerte sich Dörfler. Das Ersuchen um einen Termin im Finanzministerium sei aber abgelehnt worden.

Dass die Bayern die Hypo Alpe Adria "loswerden wollen", habe er erst am 12./13. Dezember erfahren, so Dörfler auf Nachfrage des Verfahrensrichters Walter Pilgermair. Er habe davor "keine Anzeichen" dafür gehabt. Mit Kärnten wurde vor der Verstaatlichung "nie verhandelt". Pilgermair fragte mehrmals nach, was das Land Kärnten angesichts der Milliarden-Haftungen im Herbst 2009 unternommen habe. Dörfler verwies auf Verhandlungen zwischen Bayern und Wien. "In der Zwischenzeit hatten wir keine Möglichkeit uns zu äußern." Pilgermair wollte sich mit der Antwort nicht zufriedengeben und fragte mehrmals nach, was das Land Kärnten getan habe. "Wenn ich etwas getan hätte, dann würde ich es ihnen berichten", erwiderte Dörfler. "Es war nicht möglich, Vorschläge zu unterbreiten."

Kritik an Bayern

Der Ex-Landeshauptmann kritisierte, dass die Vertreter aus Bayern vor dem U-Ausschuss im österreichischen Parlament nicht erschienen sind. Er selbst sei in Bayern beim dortigen U-Ausschuss zur BayernLB und Hypo Alpe Adria erschienen.

Dörfler hatte das Ergebnis der Verstaatlichung Mitte Dezember 2009 als Erfolg für Kärnten bezeichnet. Selbst sah er sich als "Problemlöser bei der Hypo". Am Samstagvormittag des Verstaatlichungswochenendes zahlte Dörfler, damals noch BZÖ, noch den von Jörg Haider erfundenen "Kärntner Teuerungsausgleich" in Klagenfurt persönlich aus, bevor er dann nach Wien fuhr, um bei den Gesprächen dabei zu sein.

Zum Landesvermögen sagte er, man sei "nicht so neger wie man glaubt das schreiben zu müssen", was ihm viel Kritik einbrachte. Derzeit kämpft Kärnten immer noch mit Landeshaftungen von mehr als zehn Milliarden Euro.

(APA)

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