Heuer wird das BIP von Österreich noch um bis zu 4,3 schrumpfen, ab 2010 soll es aber wieder bergauf gehen. Sowohl Wifo als auch IHS sind überzeugt, dass die Arbeitslosigkeit aber auch nächstes Jahr noch deutlich steigen wird.
Österreichs Wirtschaft wird heuer infolge der massivsten Rezession der Welt in der Nachkriegszeit kräftig schrumpfen, doch erwarten die Konjunkturexperten bereits für kommendes Jahr wieder ein leichtes Wachstum.
BIP-Prognosen
2009 | 2010 | |
WIFO | -3,4 | +0,5 |
IHS | -4,3 | +0,3 |
Arbeitslosigkeit und Budgetdefizit hoch
Noch düsterer als bei der letzten Prognose von März angenommen sind die Aussichten für Arbeitsmarkt und Budget: Das gesamtstaatliche Defizit (laut Maastricht) dürfte - nach nur 0,4 Prozent des BIP im Vorjahr - wegen der Konjunkturstützungsmaßnahmen heuer auf fast 4,5 Prozent klettern und 2010 sogar auf rund 5,5 Prozent, nehmen Wifo und IHS in ihrer am Freitag vorgelegten neuen Vorschau an.
Die Zahl vorgemerkter Arbeitsloser in Österreich dürfte 2009 und 2010 zusammen um rund 100.000 auf knapp 310.000 ansteigen. Die Arbeitslosenquote dürfte dementsprechend heuer auf von 5,8 auf 7,5 Prozent ansteigen und nächstes Jahr auf zumindest 8,5 Prozent, fürchten die Experten. Etwas entschärft wird die Situation nur durch die breite Inanspruchnahme der Kurzarbeit.
Welt-Rezession schlägt auf Österreich durch
Die Welt-Rezession schlägt voll auf die Exportmärkte Österreichs durch. Die Warenexporte dürften heuer um 14 bis 15 Prozent sinken. 2010 sollen die Ausfuhren leicht um knapp ein bis 2,5 Prozent zulegen. Die Warenimporte sinken heuer um 9,5 bis 11 Prozent, 2010 sollen sie um 0,5 bis 1,5 Prozent steigen, lautet die Annahme.
Weniger Inflation - vorerst
Der weltweite Fall der Energie- und Rohstoffpreise sowie die schwache Konjunktur führen freilich auch zu einer deutlichen Verlangsamung des Preisauftriebs. 2008 stieg der Verbraucherpreisindex nocht um 3,2 Prozent, die Inflation heuer wird nur ein halbes Prozent betragen. Nächstes Jahr soll sie wieder auf 1,2 bis 1,6 Prozent steigen. Offen ist jedoch, wie sich die Geldpolitik der Zentralbank auf die Preise auswirkt. Die EZB hat in den vergangenen Monaten sehr Geld in den Markt gepumpt - zuletzt erst 442 Milliarden Euro auf ein Mal.
Privater Konsum bleibt stabil
Überaus robust entwickelt sich die Konsumnachfrage der privaten Haushalte. Obwohl die Löhne real kaum steigen dürften und gleichzeitig die Arbeitsoligkeit steigt, prognostiziert das Wifo einen Anstieg des Konsums um 0,2 Prozent. Das IHS dagegen befürchtet hier heuer ein reales Minus von 0,2 Prozent. 2010 soll der Privatkonsum dann ähnlich zulegen wie das BIP, nämlich um 0,5 (Wifo) bzw. 0,2 (IHS) Prozent.
Schritt für Schritt zur Trendwende
Die Wirtschaftserholung in Österreich wird übrigens schrittweise erfolgen: Bereits für das laufende 2. Quartal prognostiziert das Wifo einen geringeren Rückgang des BIP als im 1. Quartal (real -2,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal). Im 3. Quartal sei mit keiner weiteren Abnahme mehr zu rechnen, sondern schon mit einer Stagnation. Bis Jahresende 2009 sollte aufgrund der international massiven Konjunkturprogramme ein geringfügiges Wachstum zu beobachten sein.
Späte Prognosen sind schlechter
Derzeit werden die Prognosen für die heimische Wirtschaft laufend schlechter. Nicht nur, dass jedes Institut seine Prognosen für 2009 im Vergleich zur vorherigen verschlechtert. Auch ist der Trend klar: Je später die Prognosen erstellt werden, desto schlechter fallen sie aus. Das Wifo, das heute noch von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,4 Prozent ausgeht, ist die Ausnahme zur Regel. Die Vorhersagen für 2010 schwanken hingegen um die Null-Linie. Die bisherigen Prognosen:
- Im April hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2009 noch ein Minus von 3,0 Prozent errechnet.
- Anfang Mai kam die EU-Kommission als erstes Institut auf Minus 4,0 Prozent.
- Anfang Juni legte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) dann mit Minus 4,2 Prozent nach
- am 24. Juni waren es bei der OECD Minus 4,3 Prozent.
(Ag./Red.)