Brüssel: AUA-Entscheidung auf Eis gelegt

(c) Reuters (Dominic Ebenbichler)
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Die EU-Kommission wird heute eine vertiefte Prüfung der AUA-Übernahme durch die Lufthansa verkünden. Eine Entscheidung soll aber noch im Juli fallen.

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes wird heute, Mittwoch, eine vertiefte Prüfung verkünden. Sie will diese jedoch noch im Juli abschließen und nicht die ganze 90-Tage-Frist ausschöpfen, erfuhr die „Presse“. Sollte die EU bis Ende Juli kein grünes Licht geben, kann die Lufthansa aussteigen und der AUA droht die Insolvenz.

Massiver Personalabbau

Auch bei einem Ja aus Brüssel muss die AUA-Führung die Kostenschrauben viel fester als bisher geplant anziehen – allein um die Auflagen für die Genehmigung der 500 Mio. Euro schweren Staatshilfe zu erfüllen. Die Entscheidung darüber hat EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani auch für den Juli aufgeschoben.

„Mit und ohne Lufthansa wird kein Stein auf dem anderen bleiben“, gibt man sich bei der AUA keiner Illusion hin. Im Klartext heißt das, dass die Maßnahmen, die die defizitäre Fluglinie auf Gewinnkurs trimmen sollen, härter als geplant ausfallen.

Nach Auslaufen der Kurzarbeit, die im Zuge des 225 Mio. Euro schweren Sparpakets im Frühjahr verordnet worden ist, und nach der gesetzlichen Behaltefrist droht spätestens Anfang 2010 ein massiver Personalabbau. Im Konzern kursieren Gerüchten über eine Reduktion der 7914 Beschäftigten im Konzern (Austrian, Lauda Air und Tyrolean per Ende 2008) um bis zu 40Prozent. Das wären gut 3000 Jobs. Aber auch eine Reduktion der Belegschaft um 1500 Mitarbeiter wäre ein Kahlschlag. AUA-Vorstand Peter Malanik will diese Zahl nicht kommentieren und nennt auch keine andere. Er erinnert daran, dass die AUA in den letzten Jahren schon einige Sparprogramme durchlaufen habe (2006/07 wurden an die 1000 Stellen abgebaut, Anm.).

Malanik verweist aber auf die Swiss, die auch zur Lufthansa gehört. Die Schweizer Fluglinie hat 2008 mit 6000 Mitarbeitern 5,2 Mrd. Franken (3,4 Mrd. Euro) Umsatz und 507 Mio. Franken Betriebsergebnis erzielt. Bei der AUA lag der Umsatz bei 2,5 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis bei minus 312 Mio. Euro. Swiss hat keine eigene Wartung und keine eigene Bodenabfertigung in Zürich. Die AUA hat in der Technik, die sie schon jetzt gemeinsam mit der Lufthansa betreibt, 1200 und bei den Bodendiensten 1090 Beschäftigte.

Betriebsräte alarmiert

Noch ist nichts fix, weil Malanik und sein Kollege, Andreas Bierwirth, erst die EU-Entscheidung abwarten. Die Betriebsräte sind aber in Alarmbereitschaft. Sie bereiten Konzepte für Arbeitsstiftungen und Sozialpläne vor. Allein durch die nach der Übernahme geplante – und schon lange notwendige – Flottenharmonisierung und die Abgabe etlicher Strecken werde Personal frei, heißt es in der Belegschaftsvertretung.

Malanik und Bierwirth haben mehrfach darauf hingewiesen, dass das bestehende Sparpaket nicht ausreicht. Passagierzahlen und Umsätze gehen krisenbedingt noch stärker zurück als Kapazität reduziert werden könne. Außerdem steigt der Ölpreis. Die AUA verbrennt täglich rund eine Mio. Euro. Das von der ÖIAG zum Jahreswechsel gewährte Überbrückungsdarlehen von 200 Mio. Euro hat die Fluglinie zwar nicht ganz ausgeschöpft, viel soll aber nicht mehr da sein. Deshalb soll – so die EU grünes Licht gibt – die staatliche Geldspritze so rasch wie möglich fließen. Dazu wird eine spezielle Firma gegründet und mit diesem Kapital ausgestattet. Diese wird mit der AUA verschmolzen.

AUF EINEN BLICK

Die EU schiebt die Entscheidung im AUA/Lufthansa-Deal hinaus. Im Kartellverfahren gibt es eine vertiefte Prüfung. Ein Ergebnis soll es aber noch im Juli geben. Andernfalls wird es eng, denn die Lufthansa kann dann aussteigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2009)

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