Glücksspiel: Casinos-Bieter wollen Krieg beenden

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GluecksspielDie Presse (Clemens Fabry)
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Der Novomatic-Konzern verhandelt nun mit seinem Konkurrenten. Das Ziel: Ein langer Rechtsstreit über die Mehrheit an den Casinos Austria soll vermieden werden.

Fast ein Jahr lang hat sich der Glücksspielkonzern Novomatic mit den beiden tschechischen Milliardären Karel Komarek und Jiri Smejc ein erbittertes Match um die Vormachtstellung bei den Casinos Austria geliefert. Entschieden ist nichts – denn die in einem komplizierten Syndikatsgeflecht verwobenen Altaktionäre verhindern mit ihren gegenseitigen Aufgriffs- und Vorkaufsrechten eine rasche Lösung. Vor Weihnachten haben die Tschechen noch mit einer Klage nachgelegt, mit der sie ihren Anspruch auf die Mehrheit bei den Casinos Austria durchsetzen wollen.

Jetzt zeichnet sich eine sensationelle Wende in dem Spiel um die Vorherrschaft ab: Die beiden Erz-Kontrahenten sitzen seit kurzem am Verhandlungstisch.
„Wir peilen eine tragfähige Lösung im Sinne der Casinos Austria an“, sagte Novomatic-Chef Harald Neumann am Rande der Glücksspielmesse ICE in London vor österreichischen Journalisten. Ein monatelanger Rechtsstreit – der sich ohne Vernunftlösung abzeichne, würde für die Casinos – „und damit auch für uns“ – kontraproduktiv sein, betont Neumann, der sich optimistisch gibt.
Wie die Lösung, die laut Neumann schon binnen sechs Wochen auf dem Tisch liegen soll, aussehen könnte, ist noch völlig offen. Aber eines ist klar: Die Tschechen, die an den Casinos durchgerechnet 11,3 Prozent halten, dürften diesen Anteil nicht reduzieren wollen. Eher das Gegenteil. „Wir könnten uns auch in der Mitte treffen“, sagte Neumann.

Der Ausgangspunkt: Die Novomatic hat sich im Vorjahr in mehreren Schritten durch unterschriebene, aber noch nicht rechtskräftige Verträge auf knapp 41 Prozent an den Casinos gesichert und hält 24 Prozent an deren Tochter Lotterien. Die Tschechen haben 11,3 Prozent.
Für ihren Anspruch auf mehr haben sie jedoch keine Zusagen, weshalb sich Neumann in einer besseren Position sieht. Ein Ziel der Verhandlungen lässt sich daher schon jetzt ausmachen: Es geht um die Bereinigung der komplizierten Aktionärsstruktur. Im Endeffekt könnten sechs bis sieben Gruppen übrig bleiben, meinte Neumann.
Mit am Verhandlungstisch sitzt der dritte große Aktionär, die Staatsholding ÖBIB, die rund 33,2 Prozent an den Casinos hält. Eigentümervertreter Finanzminister Hans Jörg Schelling dürfte an dem Versuch, einen Ausweg aus dem Rechtsstreit zu finden, auch nicht ganz unbeteiligt sein. Er hat vor kurzem die beiden Interessenten zu einer Vernunftlösung aufgerufen. Alles andere würde den Casinos schaden, weil der Glücksspielkonzern in der Zeit der Unsicherheit gelähmt werde.

Schelling lässt bitten

Schelling hat ein ureigenes Interesse daran: sein Staatsanteil ist infolge des Bieterwettkampfs zwar schon um rund ein Drittel wertvoller geworden – könnte aber infolge eines langen Streits wieder sinken. Sollte Schelling übrigens daran denken, den Staatsanteil wieder zu versilbern, „haben wir sicher Interesse“, betonte Neumann.
Was weiters für eine Vernunftlösung spricht: Die Wettbewerbsbehörde, die am Mittwoch den Antrag der Novomatic auf Erwerb der Mehrheit einer vertieften Prüfung durch das Kartellgericht zugeführt hat, soll signalisiert haben, erst nach einer Einigung beider Kaufinteressenten zu entscheiden.

Wenn alles klappt, dann könnten die Casinos noch heuer eine neue Eigentümerstruktur haben. Da die Casinos auch in Australien und Kanada aktiv sind, müssen nämlich noch deren Wettbewerbsbehörden ihren Sanktus geben.
Für Neumann macht eine Zusammenarbeit Sinn. Schon jetzt beliefert die Novomatic die griechische Lottogesellschaft OTAP, an der die Tschechen beteiligt sind, mit Spieltechnologie. Das große Objekt der Begierde bei den Casinos ist für die Novomatic und die Tschechen die Lottogesellschaft. Sie ist nicht nur die Cashcow des Konzerns, sie hält auch die einzige Lizenz für Onlinespiele in Österreich. Das boomt und gilt als großer Wachstumstreiber.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 5.2.2016)

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