Pleite vom Tisch – Schirnhofer sucht Investor

STEIERMARK: SCHIRNHOFER
STEIERMARK: SCHIRNHOFER (c) APA/ERWIN SCHERIAU
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Der steirische Wurst- und Fleischhersteller schlitterte im Zuge der Zielpunkt-Pleite ebenfalls in die Insolvenz. Nun stimmten die Gläubiger dem Sanierungsplan zu, die Firma wird fortgeführt.

Wien/Kaindorf. Die Pleite des insolventen Wurst- und Fleischherstellers Schirnhofer konnte vorerst abgewendet werden. Die große Mehrheit der Gläubiger stimmte am Donnerstag dem Sanierungsplan zu, der eine Quote von 30 Prozent vorsieht. Damit wird die im oststeirischen Kaindorf angesiedelte Firma fortgeführt, 200 Arbeitsplätze bleiben erhalten, wobei etwa 30 davon auf Leiharbeiter entfallen.

Schirnhofer war im Zuge der Pleite der Handelskette Zielpunkt in die Insolvenz geschlittert. Das Unternehmen hat rund 26 Millionen Euro Schulden.

Schirnhofer erwirtschaftete rund ein Viertel seines Umsatzes mit Zielpunkt. Zunächst führte die Firma eigene Shops in Zielpunkt-Filialen. „Aber dieses Shop-in-Shop-Konzept wurde 2012 aufgegeben“, sagt Masseverwalter Georg Muhri zur „Presse“. Mit der Übernahme von Zielpunkt durch die Pfeiffer-Gruppe „wurde Schirnhofer auf einen reinen Lieferanten reduziert“, sagt Muhri.

Nun ist Zielpunkt pleite, der Umsatz, den Schirnhofer durch die Zusammenarbeit mit der Supermarktkette erwirtschaftet hat, ist fort. Schirnhofer werde sich stärker auf bestehende Kunden ausrichten, wie etwa die Diskonterkette Penny, und auch verstärkt auf den Export nach Deutschland setzen, so Masseverwalter Muhri. Zudem ist Schirnhofer auf der Suche nach Geldgebern: Einer oder mehrere Investoren sollen eine langfristige Sanierung der Firma unterstützen.

Aus dem Unternehmen selbst war am gestrigen Donnerstag keine Stellungnahme zu erhalten, man verwies lediglich auf eine Pressemitteilung, die am heutigen Freitag publik gemacht werden soll.

2,5 Millionen Euro Verlust

Anfang Dezember war über den 1977 gegründeten und in dritter Generation geführten Familienbetrieb das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet worden – nur einen Tag, nachdem das Insolvenzverfahren über Zielpunkt eröffnet worden war. Die Pleite war nicht überraschend gekommen, der Fleischverarbeiter steckte in der Restrukturierung. Im Geschäftsjahr 2014/15 war der Umsatz von 72 auf 62,5 Mio. Euro gefallen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 2,5 Mio. Euro (im Vergleich zu 500.000 Euro Gewinn im Jahr davor). Weil vier Banken Fortführungskredite von rund 1,4 Mio. Euro ermöglichten, konnte der Betrieb bei Schirnhofer trotzdem aufrechterhalten werden. 70 Beschäftigte verloren ihren Job.

Im Zuge der Zielpunkt-Pleite, der größten Insolvenz des Vorjahres, verloren 1370 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Weitere 1350 Mitarbeiter konnten ihre Arbeitsplätze behalten, weil für 113 Filialen neue Betreiber gefunden wurden. (hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2016)

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