Ex-WU-Rektor Badelt wird neuer Wifo-Chef

Die Presse (Stanislav Jenis)
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Ab 1. September übernimmt Christoph Badelt das Ruder beim Wirtschaftsforschungsinstitut. Der Beschluss fiel einstimmig.

Ab 1. September übernimmt Christoph Badelt das Ruder beim Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Der ehemalige Rektor der WU Wien wird damit Nachfolger von Karl Aiginger, der das Institut seit 2005 leitet. Der Vorstandsbeschluss fiel einstimmig, hieß es es in einer Aussendung am Dienstag. Badelt habe sich gegen 31 Bewerberinnen und Bewerber durchgesetzt.

Wifo-Präsident Christoph Leitl sagte in einer ersten Stellungnahme, Badelt habe im Hearing "hohe soziale und fachliche Kompetenz bewiesen und ist durch seine wissenschaftliche Tätigkeit und Managementerfahrung bestens für die neue Funktion geeignet."

Wurde auch als IHS-Chef gehandelt

Christoph Badelt war 13 Jahre lang Direktor der Wirtschaftsuniversität. Im Oktober 2015 hat der 64-Jährige seiner Nachfolgerin Edeltraud Hanappi-Egger die Amtsgeschäfte übergeben. Badelt wurde bereits als möglicher Chef des Wifo-Konkurrenten IHS gehandelt. Auch dort will man sich in den kommenden Wochen auf einen neuen Leiter einigen.

Badelt, der verheiratet ist und drei Kinder hat, studierte Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Welthandel. 1984 habilitierte er an der WU Wien, wo er später Wirtschafts- und Sozialwissenschaften lehrte. In seiner Forschungsarbeit setzte sich der Ökonom vor allem mit aktuellen Problemen im Sozialstaat auseinander. 1999 wurde er zum Wissenschaftler des Jahres gekürt.

In seiner Funktion als WU-Rektor und als Präsident der Rektorenkonferenz von 2005 bis 2009 scheute Badelt vor klaren Worten und Unmutsäußerungen über die Hochschulpolitik nicht zurück Gelegenheit dazu bekam er praktisch am Serviertablett: Gleich am Beginn seiner Tätigkeit als Rektoren-Chef 2005 kippte der Europäische Gerichtshof (EuGH) die österreichische Uni-Zugangsregelung. Die Unis waren daraufhin vor allem in Fächern mit Numerus Clausus in Deutschland mit einem Ansturm deutscher Studenten konfrontiert.

Selten um kritische Worte verlegen

Den steigenden Erstsemestrigenzahlen begegnete Badelt als einer der ersten Uni-Chefs mit Vorlesungen in Kinocentern und Prüfungen in der Wiener Stadthalle. Um die Qualität des Doktoratsstudiums an der WU zu sichern, verhängte er dafür Zugangsbeschränkungen, die allerdings vom Ministerium wieder aufgehoben wurden. Als bisher einziger Rektor erstritt er für seine Uni auf dem Rechtsweg vom Wissenschaftsministerium nachträglich ein höheres Grundbudget in seiner Leistungsvereinbarung - "wegen gravierender Veränderung der zugrunde liegenden Rahmenbedingungen".

Überhaupt war Badelt selten um kritische Worte verlegen: Er wetterte etwa über die "absurde Hochschulpolitik" und kommentierte die Abschaffung der Studiengebühren mit "Ich pack's einfach nicht." Nicht zuletzt deshalb galt er immer wieder auch als Kandidat für das Amt des Wissenschaftsministers.

(Red./APA)

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