AMS-Chef: Von Trendwende am Arbeitsmarkt "noch weit weg"

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ArbeitsmarktAPA/dpa/Julian Stratenschulte
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476.000 Personen waren Ende Februar ohne Job. Die Arbeitslosenquote ist gegenüber dem Jänner um 0,1 Prozentpunkte gestiegen, obwohl der milde Winter deutlich geholfen hat.

Im Februar ist die Arbeitslosenquote ohne Schulungsteilnehmer nur mehr minimal um 0,1 Prozentpunkte auf 10,4 Prozent gestiegen. Die Zahl der Personen in Schulungen beim AMS erhöhte sich aber um 2,3 Prozent auf 70.209 Personen.

Auch die absoluten Arbeitslosenzahlen sind im Februar in Österreich weiter gestiegen und verharren damit auf Rekordniveau: Ende Februar waren 475.931 Menschen ohne Job, um 2,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Bereits im Jänner war das Plus mit 4,6 Prozent niedriger ausgefallen als in den Vormonaten. Ende Februar gab es 405.722 vorgemerkte Arbeitslose, das waren um 2,0 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, teilte das Sozialministerium am Dienstag in einer Aussendung mit.

Von Trendwende "noch weit weg"

AMS-Vorstand Johannes Kopf rechnet heuer trotz erwartetem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent mit keinem Rückgang der Rekord-Arbeitslosenzahlen in Österreich. "Von einer Trendwende zu sprechen passt gar nicht. Da sind wir noch weit weg", sagte Kopf am Dienstag im Ö1-Mittagsjournal. "Der außergewöhnlich milde Februar hat dem Arbeitsmarkt deutlich geholfen", so der AMS-Chef. Vor allem die Baubranche hat vom milden Wetter profitiert.

Auf den österreichischen Arbeitsmarkt drängen Zuwanderer und Flüchtlinge sowie auch ältere Arbeitnehmer wegen der Pensionsreform. Im Februar waren 22.140 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte ohne Job beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet. Das entspricht einem Plus von 2,6 Prozent gegenüber Jänner und einem Anstieg von 55,1 Prozent gegenüber Februar 2015. "Das Gros der Flüchtlinge ist noch im Asylverfahren und noch nicht beim AMS angekommen", erklärte Kopf.

Arbeitslose in Österreich im Februar - Korrektur
Arbeitslose in Österreich im Februar - Korrektur(c) APA

Wien: Plus acht Prozent

In Wien ist die Zahl der Arbeitslosen auch im Februar überdurchschnittlich stark gestiegen. 137.436 Personen waren als arbeitslos vorgemerkt - ein Anstieg um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zugleich stieg die Anzahl der Schulungsteilnehmer um 11 Prozent auf 27.950. Zählt man beide Gruppen zusammen, ergibt das um acht Prozent mehr Personen ohne Job, wie das AMS Wien mitteilte.

Während Unter-25-Jährige und ältere Personen über 50 Jahre mit plus 5,6 bzw. plus 7,1 Prozent eher unterdurchschnittlich betroffen sind, liegt der Anstieg bei Wiedereinsteigerinnen - beispielsweise Frauen, die nach einer Babypause wieder eine Arbeit suchen - über dem Durchschnitt. Diese Gruppe wuchs um elf Prozent.

Gesundheitswesen am stärksten betroffen

Nach Branchen betrachtet stieg im gesamten Bundesgebiet die Arbeitslosigkeit am stärksten im Gesundheits- und Sozialwesen mit 9,4 Prozent und Tourismus  mit 6,3 Prozent. Ein Arbeitslosen-Rückgang wurde am Bau mit minus 10 Prozent, bei der Herstellung von Waren (-1,8 Prozent) und der Arbeitskräfteüberlassung (-1,4 Prozent) verzeichnet.

Die Beschäftigung ist in Österreich im Februar weiter gestiegen. Die Zahl der aktiv unselbstständig Beschäftigten erhöhte sich per Ende Februar laut einer vorläufigen Prognose um 46.000 Personen auf 3,416 Millionen. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ist - wie im Vormonat - stark um 41,4 Prozent auf 35.851 gestiegen.

Anmerkung: Die ursprüngliche Version wurde korrigiert. Während dort von einem Rückgang von 0,1 Prozentpunkte bei der Arbeitslosenquote die Rede war, gibt es nach Korrektur der APA-Aussendung nun einen Anstieg um den gleichen Wert.

(APA)

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