A1 verliert Großkunden: Vertriebschef vor Ablöse

(c) Bloomberg (Lisi Niesner)
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Der Verlust eines weiteren millionenschweren Großauftrags bringt Vertriebsvorstand Alexander Sperl massiv unter Druck. Er soll abgelöst werden. Weitere Rochaden im Vorstand sind nicht ausgeschlossen.

Wien. Als Margarethe Schramböck Anfang Februar zur neuen Chefin der Österreich-Sparte der Telekom Austria gekürt wurde, wurde eine monatelange Lücke geschlossen. Seit dem Abgang von Ex-Konzernchef Hannes Ametsreiter im Sommer, der in Personalunion auch Chef der A1 Telekom Austria AG war, blieb die Stelle nämlich unbesetzt. Wenn Schramböck mit 1. Juni ihren Posten antritt, ist das Führungsquartett des Herzstücks der Telekom wieder komplett: Es besteht noch aus Sonja Wallner (Finanzen), Marcus Grausam (Technik) und Alexander Sperl (Marketing, Vertrieb).

Möglicherweise kommt freilich alles ganz anders: Wie „Die Presse“ aus Konzernkreisen erfahren hat, wird es nämlich schon bald zu einer weiteren Rochade im Vorstand kommen. Konkret geht es um Sperl, der bei der Konzernspitze in Ungnade gefallen sein soll.
Der Hintergrund: Die A1 ist mit 5,4 Millionen Handykunden hierzulande mit Abstand Marktführer, sie hat aber mit dem Markteintritt neuer Anbieter ohne eigenes Netz zusätzliche Konkurrenz erhalten. Es wird also wieder um jeden Kunden gekämpft, was wiederum mehr Ausgaben für Kundengewinnung und die Aufrüstung des Glasfasernetzes bedeutet.

Das gilt freilich noch mehr bei den Großkunden, bei denen die Telekom seit jeher Platzhirsch ist. Aber die Mitbewerber holen auch hier auf – und so hat die Telekom in jüngster Zeit einiges an Unbill erlitten. Schon im Vorjahr hat die AUA im Gleichschritt mit ihrer Mutter Lufthansa den Mobilfunkauftrag neu vergeben – an die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile.
Das nächste Match steht unmittelbar bevor: Auch die ÖBB planen, den Liefervertrag für den Mobilfunk neu zu vergeben. Die Ausschreibung soll nach ÖBB-Angaben im ersten Halbjahr erfolgen – bei der Telekom hat das große Zittern schon begonnen.

ORF bevorzugt Konkurrenz

Zumal der letzte unerfreuliche Coup den Verantwortlichen noch in den Knochen sitzt: Der ORF hat einen Großauftrag um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag im IT-Bereich neu vergeben – auch da hatte die Telekom gegenüber einem prominenten Konkurrenten das Nachsehen.

Jeder verlorene Großkunde bedeutet freilich nicht nur einen massiven Umsatzentgang. Es geht auch um das Image als Toplieferant. Da die Telekom, was die Technologie betrifft, zweifelsohne auf dem letzten Stand ist, wird das schlechte Abschneiden dem Vertriebschef angelastet. Die Ablöse Sperls, der seit neun Jahren in verschiedenen Funktionen im Konzern tätig ist – unter anderem als Chef der serbischen Handytochter –, scheint daher nur eine Frage der Zeit zu sein.

Wenngleich es noch keinen Aufsichtsratsbeschluss gibt. Ein solcher dürfte jedoch kein Problem sein: Aufsichtsratschef der A1 ist nämlich Konzernboss Alejandro Plater. Der Argentinier, der den Mehrheitseigentümer América Móvil repräsentiert, hat sich vorgenommen, die Telekom profitabler zu machen.

Da kommen ihm solche Niederlagen gar nicht zupass.
Sperls Abgang könnte freilich nicht der letzte sein. Im Unternehmen hält sich hartnäckig das Gerücht, dass noch ein Vorstand ausgetauscht wird. Vorerst hagelt es allerdings nur Dementis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2016)

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