Post gründet digitalen Marktplatz

(c) APA (Georg Hochmuth)
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Die teilstaatliche Post sucht abseits vom schrumpfenden Briefgeschäft neue Umsatzquellen: Auf Shöpping.at sollen heimische Unternehmen ihre Waren anbieten.

Wien. „Bevor es die anderen machen, machen wir es lieber selbst.“ Die Ansage von Post-General Georg Pölzl ist unmissverständlich: Weil das Briefgeschäft infolge des Internets weiter schrumpft, im Gegenzug aber der E-Commerce die Paketsparte befeuert, muss sich der gelbe Riese selbst in diese Richtung bewegen. Und er macht es. Abgesehen von der Ausweitung bestehender Angebote wie dem E-Brief steigt die Post demnächst selbst mit einer eigenen österreichischen Handelsplattform Shöpping.at gegen die Branchenriesen in den Ring.

„60 Prozent der hiesigen Onlinebestellungen von Privaten kommen aus Deutschland“, sagte Pölzl am Donnerstag anlässlich der Präsentation der Bilanz 2015 mit Verweis auf Amazon, Zalando und Co. „Ich glaube, da besteht noch ein großes Wachstumspotenzial.“ Der neue Marktplatz soll in erster Linie österreichischen Unternehmen offenstehen, die bisher ihre Produkte gar nicht oder nur mit hohem Kostenaufwand selbst im Internet vermarktet haben. Vorerst gehe es um Sachgüter (auch frische Lebensmittel), weniger um Dienstleistungen, sagte Pölzl. „Und wir stellen natürlich zu.“

Um auch da die Nase gegenüber der Konkurrenz vorn zu haben – die Deutsche Post ist im vorigen Herbst mit ihrer Tochter DHL in den österreichischen Paketmarkt eingestiegen –, weitet die Post das Service aus. Heuer kommen die Abendzustellung zwischen 17 und 21 Uhr und eine Haustürlösung. Diese ist vor allem für Mehrfamilienhäuser gedacht, die keine Paketempfangsbox haben. Dabei wird die Box bzw. ein Sack vor der Haustür platziert. Eine Schlaufe, die unter der Tür durchgezogen wird, verhindert das Wegtragen durch Unbefugte. Der Postler legt die Sendung in die versperrte Box.

Die dafür und für andere digitale Services notwendige Online-Identifizierung wird ebenfalls verbessert: Der Kunde muss dazu nicht mehr in ein Postamt gehen, sondern kann das per Videotelefonie im Livechat an seinem Laptop erledigen. Eine App dazu soll in zwei bis vier Wochen kommen. Die Registrierung in der Postfiliale bleibt aber weiter möglich.

832 Euro Prämie

Mithilfe der Ausweitung des E-Geschäfts, der weiteren Verbesserung der Zustellqualität sowie Kostensenkungen durch die Reduktion von 400 Stellen hat es die Post geschafft, 2015 den Umsatz und das Betriebsergebnis leicht zu steigern. Die im Zusammenhang mit dem Verkauf der deutschen Pharmalogistik-Tochter Trans-o-flex erforderlichen Wertminderungen („Die Presse“ berichtete am 8. März) drückten das Konzernergebnis von 146,8 auf 71,6 Mio. Euro. Aufgrund des stabilen Ausblicks für 2016 bleiben die Dividende mit 1,95 Euro und die Prämie für rund 18.000 der insgesamt 19.500 Postler in Österreich mit 832 Euro unverändert.

Den Wegfall von 500 Mio. Euro Umsatz infolge des Verkaufs der Trans-o-flex will Pölzl mit der Aufstockung der Anteile an der türkischen Aras Cargo, die dann konsolidiert wird, der neuen Shöpping-Plattform und weiteren Serviceangeboten wettmachen. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2016)

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