Forschung: Mikrodaten: Statistik Austria kontert

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Hackl(c) AP (Ronald Zak)
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Der Unmut des Wifo und der Unis über den zu schweren Zugang zu Daten sei nicht berechtigt. Auch Statistik-Chef Hackl hofft auf ein neues Gesetz.

Wien(gau). Österreichs Forscher kommen gar nicht, zu schwer oder zu teuer an die Mikrodaten der Statistik Austria: So lautet der Hilferuf des Wifo und einer Reihe von Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern, über den „Die Presse“ vergangene Woche berichtet hat. Schuld sei ein veraltetes Gesetz, das den Zugang zu diesen personen- und unternehmensbezogenen Einzeldaten sehr erschwert – aber auch die Statistik Austria selbst, weil sie kein Interesse an einer Änderung habe.

Diesen Vorwurf will Peter Hackl, Ko-Generaldirektor der Statistik Austria, nicht auf sich sitzen lassen: „Ich komme selbst aus der Forschung und weiß, dass der Bedarf an Mikrodaten gestiegen ist. Auch wir sind an einer neuen Regelung interessiert.“ Konkret hofft er auf eine Novelle des Statistikgesetzes im Herbst. Sie soll es erlauben, hauseigene Daten mit denen eines Forschungsprojekts zu verknüpfen. Bis dato werden, streng nach Vorschrift, nicht mehr benötigte Daten unverzüglich entfernt und sind damit nicht mehr für wissenschaftliche Zwecke nutzbar.

Andere EU-Länder haben ähnliche Gesetze, nehmen sie aber oft weniger ernst, erklärt Hackl. Die von den Forschern gelobten skandinavischen Staaten hätten überhaupt ein entspannteres Verhältnis zum Thema Datenschutz – so ist in Schweden etwa jedes Gehalt öffentlich einsehbar.

Safe Center, mehr Onlinedaten

Die zweite Forderung der Forscher betrifft den einfachen Zugang zu standardisierten Mikrodaten. Hackl erinnert daran, dass im Zuge einer WU-Kooperation schon seit 2005 Datensätze online gestellt und damit allgemein zugänglich gemacht wurden.

Den Kritikern ist das freilich zu wenig. Man hat uns einen Happen hingeworfen, der Appetit auf viel mehr macht, heißt es aus ihren Reihen. Hackl bittet um Geduld. Es stimme, dass die deutschen Kollegen hier mehr anbieten können: „Aber sie haben, auf Druck der Wissenschaftler, auch schon 2003 damit angefangen.“

Geärgert habe man sich „im ganzen Haus“ über den Vorwurf, die Statistik Austria würde an den heute üblichen Einzelvereinbarungen gut verdienen: „Das weise ich aufs Schärfste zurück, wir verrechnen nur unsere Selbstkosten.“

Die gehen freilich, wenn jedes Projekt hausintern neu organisiert wird, schnell in den Bereich von 5000 bis 10.000Euro. Abhilfe könnte eine geschützte Datenabfrage über ein „Safe Center“ schaffen. Dazu liegt eine Machbarkeitsstudie im Wissenschaftsministerium. „Leider habe ich von ihr nichts mehr gehört“, sagt Hackl – vielleicht deshalb, weil sie einen Finanzierungswunsch von drei Mannjahren enthält.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2009)

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