Eurowings: Neuer Kollektivvertrag zum Start

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Management und Gewerkschaft wollen bis Juni einen Kollektivvertrag für die in Wien stationierte Billigschiene der Lufthansa ausverhandeln. Die Gehälter orientieren sich an der AUA.

Wien. Als Lufthansa-Boss Carsten Spohr vor fast einem Jahr ankündigte, dass die Europazentrale der Billigschiene Eurowings verkehrsrechtlich ihren Sitz in Wien haben wird, fühlte sich das rot-weiß-rote Herz, das seit jeher für die AUA schlug, geschmeichelt. Versprach doch dieser Schritt eine Aufwertung Österreichs im deutschen Mutterkonzern.

Die Gewerkschaft betrachtete den Zuwachs skeptisch. Denn die bis zu drei Eurowings-Maschinen, die heuer in Wien den Betrieb aufnehmen, werden nicht wie geplant mit AUA-Personal fliegen. Als Trost erhielt die AUA zwei zusätzliche Airbus-Modelle A320. Der Dorn im Auge der Arbeitnehmervertreter: Bei Eurowings Europe gibt es keinen Kollektivvertrag, weshalb sie eine Unterwanderung der AUA-Standards fürchten. Für die Eurowings-Maschinen, die schon seit November von und nach Wien fliegen, ist die deutsche Gesellschaft mit entsprechenden Verträgen zuständig.

Der regelfreie Zustand soll sich ändern: „Wenn am 28. Juni die ersten beiden Eurowings-Maschinen in Wien stationiert werden, wollen wir einen Kollektivvertrag für das gesamte Personal fertig haben“, sagt Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida, zur „Presse“. Das Projekt ist aus doppelter Hinsicht äußerst ehrgeizig: Die Zeit ist knapp, da die offiziellen sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen erst Mitte April starten sollen, also nur zwei Monate bleiben. Vorgespräche laufen aber schon, bestätigt Eurowings-Sprecher Heinz-Joachim Schöttes der „Presse“.

Gemeinsamer KV für alle

Was aber besonders interessant ist: Der neue KV soll sowohl für das Bord- als auch das Bodenpersonal gelten. Das wäre weitgehend ein Novum. Bei vielen Airlines, so auch der AUA, gibt es für die Mitarbeiter in der Luft und am Boden getrennte Regelwerke.

Der nach zweijährigem heftigen Ringen im Dezember 2014 abgeschlossene KV für das AUA-Bordpersonal, der im gesamten Lufthansa-Konzern als der kostengünstigste gilt, sollte doch das Vorbild sein? „Nein, nicht unbedingt“, sagt Schwarcz. „Wir wollen ein ausgewogenes, einfaches Modell, das ein gutes Verhältnis zwischen Arbeits- und Freizeit bietet.“ Das Gehaltsniveau dürfte sich letztlich aber doch an jenem der AUA orientieren. Ein Check der Gewerkschaft ergab, dass die Eurowings-Gehälter rund 15 Prozent unter dem neuen AUA-KV liegen.

Das Eurowings-Management hat schon im Jänner, als die Airline vorgestellt wurde, Gesprächsbereitschaft signalisiert. „Wir wollen faire Verhandlungen und faire Arbeitsbedingungen“, betont Schöttes.

Der neue KV – von der Gewerkschaft als einzig tragbare Alternative zu Einzelverträgen bezeichnet – gilt dann für alle bei Eurowings Europe Beschäftigten. Für das Erste geht Schwarcz davon aus, dass 100 bis 150 Piloten und bis zu 300 Flugbegleiter gebraucht werden. Aber Eurowings – die Kampfansage der Lufthansa gegen die großen Billig-Airlines Ryanair und Easyjet – soll noch kräftig wachsen. Noch heuer sollen 700 Mitarbeiter eingestellt werden. Bis Ende 2017 soll Eurowings Europe bis zu 20 Flugzeuge haben, vorerst werden aber nur bis zu drei in Wien stationiert.

Ex-AUA-Piloten am Rückflug?

Im Cockpit der Eurowings-Flieger könnten auch ehemalige AUA-Piloten sitzen: Als das AUA-Management im Zuge des Sparpakets 2012 den Betriebsübergang auf die – inzwischen in die AUA fusionierte – Regionaltochter Tyrolean durchzog, nahmen an die 150 Piloten der AUA das Angebot einer privilegierten Selbstkündigung nach dem Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz (Avrag) an. Die meisten checkten bei ausländischen Airlines ein. Jetzt planen dem Vernehmen nach einige die Rückkehr – zu Eurowings. Mit der damals kassierten hohen Abfertigung ließen sich nun Gehaltsabschläge leicht verkraften, heißt es. Eine Rückkehr zur AUA, die heuer an die 100 Piloten einstellt, ist indes weniger attraktiv: Da müsste die Abfertigung zurückgezahlt werden, sagt Schwarcz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2016)

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