Der Flughafen steckt eine halbe Milliarde in den Ausbau des Terminal 2 und will so für mehr Komfort und höhere Renditen sorgen. Das Skylink-Debakel soll sich nicht wiederholen.
Wien. Die Vorbereitung, die Projektentwicklung und die Planung eines Bauprojekts „sind ganz, ganz wesentlich. Das ist eine der Lehren, die wir aus den Problemen bei der Errichtung des Terminal Skylink gezogen haben“, sagte Julian Jäger, Vorstand des Flughafen Wien, zu Beginn der gestrigen Pressekonferenz. Zu ihr hatten er und sein Kollege Günther Ofner geladen, um die geplanten Terminal-Erweiterungen zu präsentieren. Eine andere Lehre sei, „dass schnelles und günstiges Bauen möglicherweise ein Widerspruch in sich ist“. Deshalb habe man sich auch für die Projektentwicklung ausreichend – nämlich zwei Jahre – Zeit genommen.
„Es ist unser klares Ziel, mit den Verbesserungen ein 5-Stern-Airport zu werden“, sagt Jäger. Und mit dem Bauvorhaben sei es nicht nur möglich, den Komfort der Passagiere zu erhöhen, das Shopping- und Gastronomieangebot zu erweitern und den Sicherheitsbereich zu zentralisieren, sondern gleichzeitig auch die Rentabilität und die Ertragskraft des Flughafens zu steigern. Derzeit erzielt der Flughafen einen Erlös von zwei Euro pro Passagier. Nach dem Ausbau wird er drei Euro betragen, hofft Jäger.
500 Mio. Euro ist Obergrenze
Das gesamte Bauvorhaben soll bis 2023 fertiggestellt werden und das Gesamtvolumen von maximal 500 Mio. Euro nicht übersteigen. Dafür legt Jäger seine Hand ins Feuer. Entgegen der alten Flughafenerfahrungen werde es bei dieser Obergrenze bleiben. Niemand werde in fünf bis zehn Jahren von einer Milliarde reden müssen, betont Jäger.
Obwohl sich das Management der Entwicklung des Investitionsprogramms lange und intensiv gewidmet hat, war es den Vorständen gestern noch nicht möglich, Details zu präsentieren: „Der nächste Schritt ist die Planung. Sie muss nun anhand der definierten Funktionalität der einzelnen Gebäude die beste Variante für die Umsetzung entwickeln“, so Ofner. Dafür hat der Aufsichtsrat 39 Mio. Euro an Budget bewilligt. In den nächsten 24 Monaten müsse sich der Aufsichtsrat nun nicht mehr mit dem Projekt befassen. Denn erst dann sei die Planung finalisiert und ein Umsetzungsbeschluss des Gremiums erforderlich, sagt Ofner. Fix ist für ihn eines: „Änderungen sind nach Abschluss der Planungen nicht mehr möglich und werden auch nicht mehr zugelassen.“
Doch zu dem, was heute schon feststeht:
• Der Pier Ost (siehe Plan), an dem sich die D-Gates befinden, soll umfassend modernisiert werden. Vorbild dafür ist das Pier West mit den C-Gates, das bereits 2014 auf Vordermann gebracht worden ist. Außerdem wird am Pier Ost eine Andockmöglichkeit für eine zweistöckige Abfertigung von Großraumflugzeugen, wie dem Airbus 380, geschaffen.
• Eine zentrale Sicherheitskontrolle im Terminal 2 soll es den Passagieren künftig möglich machen, sich zwischen den Terminals 1 und 3 frei bewegen, einkaufen und in Lokalen einkehren zu können. Eine Maßnahme, die bei allen Reisenden für Aufatmen sorgen wird. Während sich heute jene, die von C-Gates abreisen, zur Kontrolle mit Kind und Kegel ein Stockwerk tiefer begeben müssen, um danach wieder eine Etage höher abfliegen zu können, haben die D-Gate-Passagiere die Kontrollen erst unmittelbar vor ihrem Gate. Der Nachteil: Haben sie einmal das Screening passiert, können sie den kleinen Wartebereich nicht mehr verlassen.
Nachdem der Terminal 2 zu den ältesten Gebäudeteilen des Flughafens gehört, er wurde schon in den 1960er-Jahren errichtet, ist weiters eine Renovierung von Grund auf geplant. So sollen die gesamte Dachkonstruktion, die Fußböden, die Wände und die Beleuchtung saniert werden.
• Südlich des Terminals 3 wird ein etwa 10.000 Quadratmeter großes Gebäude errichtet werden. Es soll vor allem Shops, Lounges, Restaurants und familienfreundliche Wartezonen beherbergen und den Passagieren die Möglichkeit geben, rasch von einem Terminal zum anderen zu wechseln.
Die Finanzierung des 500 Mio. Euro schweren Projekts macht den Vorständen derweil keine Kopfzerbrechen, denn sie soll weitgehend aus dem laufenden Cashflow-Überschuss erfolgen. Auch mit einer langwierigen Umweltverträglichkeitsprüfung wie bei der dritten Piste rechnet der Vorstand nicht. Aus seiner Sicht ist das Bauvorhaben nämlich nicht UVP-pflichtig.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2016)