Panama-Leaks: Hypo-Vorarlberg-Chef Grahammer tritt zurück

APA/DIETMAR STIPLOVSEK
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Michael Grahammer tritt wegen "medialer Vorverurteilung" zurück. In einer Mitteilung betonte er aber, dass die Geschäfte rechtmäßig waren.

Der Vorstandsvorsitzende der Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank (Hypo Vorarlberg), Michael Grahammer, hat am Mittwochabend den Aufsichtsrat über seinen Rücktritt informiert. "Schlussendlich war die mediale Vorverurteilung der Hypo Vorarlberg und meiner Person, die in den letzten Tagen erfolgt ist, ausschlaggebend für mich, diesen Schritt zu setzen", erklärte er in einer Medien-Mitteilung.

Grahammer betonte aber weiter die Rechtmäßigkeit der Geschäfte der Hypo Vorarlberg. "Ich bin nach wie vor zu 100 Prozent davon überzeugt, dass die Bank zu keiner Zeit Gesetze oder Sanktionen verletzt hat", sagte er. Seine Rücktritts-Entscheidung sei bereits in den vergangenen Monaten gereift. Er werde seinen Hut auch nicht "per sofort" nehmen, um der Bank die Möglichkeit zu geben, seine Nachfolge in Ruhe zu regeln. Grahammer war seit 2004 im Vorstand der Hypo Vorarlberg, den Vorstandsvorsitz hat er im Jahr 2012 übernommen. Zuvor hatte er seinen Rücktritt bereits in einem VN-Interview angekündigt.

Heta-Moratorium als Rücktrittsgrund

Grahammer nannte dem Interview die am Ende abgesagte Option eines Zusammengehens der Hypo Vorarlberg mit der Dornbirner Sparkasse sowie das Heta-Moratorium als jene Ereignisse, die ihn seinen Rücktritt erwägen ließen. Das Heta-Moratorium sei "sehr herausfordernd" gewesen.

Die Hypo Vorarlberg sah der 51-Jährige in einem Spannungsfeld zwischen Regionalbank und internationaler Geschäftstätigkeit stehen. Die Bank sei mittlerweile die zehntgrößte in Österreich mit Filialen in Wien, Oberösterreich, der Steiermark, Deutschland, der Schweiz und Norditalien. "Das starke Wachstum der letzten Jahre wäre allein in Vorarlberg nicht möglich gewesen", so Grahammer. Die Vorarlberger Firmenkunden seien Exporteure, die im Auslandsgeschäft begleitet werden wollen. Dazu brauche die Bank das Akkreditivgeschäft mit chinesischen, russischen, tunesischen oder iranischen Banken. "Da muss man sich entscheiden, was man will", stellte er fest.

Reicher Russe als Kunde

Bei den Offshore-Deals der Hypo Vorarlberg sei immer klar gewesen, mit wem man es zu tun habe. "Es ist ein Oligarch, ein vermögender Russe", so Grahammer zum Vorwurf aus den Panama Papers, man habe für den russischen Milliardär Guennadi Timtchenko (auch: Gennadi Timtschenko) Geschäfte gemacht. Man habe ständig Recherchen zu dessen Person angestellt, es habe nichts Negatives gegeben. "Er ist ein Rohstoffhändler, der mit Erdöl und Erdgasgeschäften groß geworden ist. Wir haben per se nichts Negatives daran gefunden, einen reichen Russen zum Kunden zu haben", befand Grahammer.

Zum Spezifikum eines Geldinstituts in öffentlicher Hand sagte der 51-Jährige: "Die öffentliche Hand als Eigentümer hat Positives wie die Stabilität. Der Nachteil ist die Öffentlichkeit, da alles politisch diskutiert wird".

(APA)

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