Schulbuch erzürnt Ökonomen: Felber auf Stufe mit Keynes

(c) Die Presse (Fabry)
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Der Ex-Sprecher von Attac Österreich hat keine ökonomische Ausbildung und es gibt von ihm keine wissenschaftlichen Publikationen. Trotzdem kommt er zu großer Ehre.

Das Schulbuch "Geospots"  für die 7. und 8. Klasse AHS erzürnt zahlreiche Wirtschaftswissenschaftler. Der "Gemeinwohlökonom" und Ex-Sprecher von Attac Österreich, Christian Felber, wird dort in einer Grafik in einer Reihe mit John Maynard Keynes, Karl Marx, Milton Friedman und Friedrich August von Hayek genannt. Die Forscher haben deswegen nun einen Offenen Brief an das Bildungsministerium geschrieben.

"Affront für allle Wirtschaftsforscher"

"Die Auswahl einer Person, die über keine ökonomische Ausbildung verfügt und keine wissenschaftlichen Publikationen aufweist, stellt einen Affront für alle (österreichischen) Wirtschaftsforscher dar", heißt es im Aufruf zur Unterzeichnung des Briefs. Zwar teile man das Ziel, unterschiedliche Wirtschaftstheorien und Fragestellungen der Ökonomie vorzustellen, heißt es dann im von bisher 26 Ökonomen unterzeichneten Schreiben selbst. Eine geeignete Person sei aber "nach den Kriterien einer entsprechenden internationalen Bedeutung sowie weithin anerkannter wissenschaftlicher Arbeit zu wählen".

Besser wären Ostrom oder Piketty

Wenn es um Fragen des Gemeinwohls und Gemeinschaftsgüter gehe, schlagen die Ökonomen Wirtschafts-Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom vor. Lege man den Fokus auf Globalisierungskritik, kämen auch Joseph Stiglitz oder Paul Krugman in Frage, bei einem Akzent auf Verteilungsfragen Thomas Piketty oder der aktuelle Nobel-Laureat Angus Deaton.

Felber, "der vorwiegend als politischer Aktivist auftritt", wird aber abgelehnt. Dessen Gemeinwohltheorie erfülle nicht die üblichen Kriterien der Wissenschaftlichkeit. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wird schließlich aufgefordert, das im Veritas Verlag erschienene Lehrbuch in der aktuellen Form nicht weiter für den Einsatz an Schulen zuzulassen.

Zur Person

Christian Felber (43) hat die globalisierungskritische Organisation Attac Österreich mitbegründet und das Modell der „Gemeinwohlökonomie“ entwickelt. Er habe "bewusst nicht" Wirtschaft studiert, sagte Felber 2013 im "Presse"-Interview: "Die Wirtschaftswissenschaften sind ein zu dünner Ast geworden. Der Trend zur Mathematisierung stellt eine weitere Verengung dar. Der Ausdruck dafür in der realen Welt ist die Finanzwirtschaft. Das halte ich für gefährlich, aber auch langweilig. Daher habe ich versucht, mich ganzheitlich, aber autodidaktisch zu diesem Thema zu bilden."Felber hatte eine

(APA/Red.)

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