Studie: Grenzkontrollen kosten Österreich bis zu 210 Millionen

April 3 2016 Brenner Italy Demonstrators gathered to protest against the closure of borders an
April 3 2016 Brenner Italy Demonstrators gathered to protest against the closure of borders animago/ZUMA Press
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Werden Kontrollen in Italien und am Balkan eingeführt, reduziert sich Österreichs BIP laut einer ifo-Studie um 80 bis 210 Mio. Euro pro Jahr.

Wenn Grenzkontrollen am Balkan und auf der Italien-Route eingeführt werden, dann reduziert sich die Wirtschaftsleistung Österreichs (BIP) um 80 bis 210 Millionen Euro pro Jahr. Sollte der Interkontinentalhandel auch betroffen sein, dann liegt der BIP-Verlust mit 92 bis 242 Millionen Euro noch etwas höher. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Münchner ifo-Instituts von heute, Montag.

Würden Kontrollen an allen österreichischen Grenzen eingeführt, würde das reale österreichische BIP um 400 bis 990 Millionen Euro sinken im Vergleich zum aktuellen Stand. "Der österreichische Bürger wäre damit um zwischen 47,2 Euro und 116,1 Euro im Jahr ärmer", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Forschungsbericht des ifo.

Der vom ifo gerechnete schlimmste Fall wären Kontrollen an allen Schengen-Grenzen. Das BIP Österreichs würde dann um 790 Millionen bis 1,96 Milliarden Euro (0,24 bis 0,59 Prozent) niedriger ausfallen. Die Österreicher würden pro Kopf und Jahr 91,9 bis 228,9 Euro verlieren.

Längere Wartezeiten bremsen Außenhandel

Basis für die Berechnungen sind empirische Studien, wonach der Güterhandel zwischen europäischen Ländern um rund 1,4 Prozent fällt, wenn die durchschnittliche Reisezeit um ein Prozent zunimmt.

Ähnliche Probleme sagt das ifo für die ganze EU voraus. Systematische Grenzkontrollen entlang der Flüchtlingsrouten würden bis zu 15 Milliarden Euro kosten. Längere Wartezeiten würden den Außenhandel bremsen und damit die Wirtschaftsleistung in 27 EU-Ländern pro Jahr um 0,06 bis 0,11 Prozent dämpfen, erklärten die Münchner Forscher. "Das sind 9,0 bis 15,4 Milliarden Euro oder 17,83 Euro bis 30,39 Euro pro Kopf", sagte ifo-Außenwirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr.

Würden in der EU an allen Schengen-Grenzen wieder Kontrollen eingeführt, dann würde in den 27 EU-Staaten (ohne Kroatien) der gesamte Handel um 4,7 Prozent (576,9 Milliarden Euro) pro Jahr niedriger liegen. Das BIP der EU würde sich um 0,25 bis 0,61 Prozent verringern - das sind 34,5 bis 85,2 Milliarden Euro pro Jahr beziehungsweise pro Kopf 68,3 bis 168,6 Euro.

>>> zum ifo-Bericht

(APA)

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